Verfasst von: Desitin Redaktionsteam
Der Tremor ist wohl das bekannteste Parkinson-Symptom und deshalb auch Teil der Parkinson-Trias, namentlich Rigor, Akinese und Tremor (neuerdings auch Haltungsinstabilität). Fast jeder verbindet mit der Erkrankung das Zittern von Muskeln im Ruhezustand, zum Beispiel zitternde Hände oder Beine. Doch weder ist der sogenannte Ruhe-Tremor die einzige mögliche Form des Tremors, noch kann das Symptom ausschließlich bei Parkinson auftreten.
„Tremor“ ist zunächst einmal der allgemeine Fachbegriff für Muskelzittern. So können zum Beispiel der Hohlhandmuskel und Ellenbogenmuskel zum Zittern der Hände führen, während ein betroffener Deltamuskel, Armbeuger (Bizeps) und/oder Oberarmspeichenmuskel zum Zittern der Arme führen können.
Eigentlich ist der Tremor in geringfügiger Ausprägung eine ganz normale Reaktion des Körpers, zum Beispiel auf Kälte. Durch die Muskelkontraktion wird nämlich Wärme erzeugt. Zusätzlich kann übrigens jeder Mensch bei sich einen Tremor beobachten. Wenn Sie Ihre Hand ausstrecken, stellen Sie schnell fest, dass die Finger eigentlich nie vollkommen ruhig sind.
Dieses leichte Muskelzittern wird auch als physiologischer Tremor bezeichnet und ist vollkommen normal. Die Intensität variiert vor allem in Abhängigkeit zum allgemeinen Erregungszustand des Körpers. Auch Alkohol, Koffein und Drogen können die Intensität des physiologischen Tremors verstärken. Ebenso wie Medikamente, insbesondere Anfallssuppressiva, Lithium, Valproinsäure und Ciclosporin A.
Wird das Zittern jedoch stärker, dann beeinträchtigt es mitunter Bewegungsabläufe. Auch das kann noch auf ganz normale Ursachen zurückzuführen sein, zum Beispiel wenn einem „die Knie zittern“, weil man aufgeregt ist, oder wenn die Muskeln aufgrund großer körperlicher Erschöpfung zittern. Jedoch können auch verschiedenste Erkrankungen ursächlich für zunehmendes Muskelzittern sein.
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Verlauf und Ausprägung sind sehr individuell. Typisch ist, dass die Symptome langsam beginnen und mit den Jahren zunehmen. Während Betroffene anfangs kaum etwas vom Muskelzittern mitbekommen, kann sich mit den Jahren eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität entwickeln, wenn Aufgaben wie das Benutzen eines Smartphones, das Anziehen und Waschen und später sogar das bloße Halten von Besteck oder einer Wasserflasche schwerfallen. Außerdem können der Gang unsicher und/oder die Stimme zittrig werden. Die Symptome und die Beeinträchtigung der Lebensqualität hängen stark von der eigentlichen Ursache und den betroffenen Muskelgruppen ab.
Je nach Ursache, betroffenen Muskeln und Ausprägung unterscheidet man verschiedenste Formen des Muskelzitterns.
Die häufigste Form ist der essenzielle Tremor. Etwa 1 % der Bevölkerung ist betroffen, vor allem ab einem Alter von 60 Jahren steigt die Häufigkeit. Doch auch jüngere Menschen können betroffen sein. Der essenzielle Tremor tritt in zwei Altersgipfeln auf: zwischen dem 11. und 20. Lebensjahr, sowie zwischen dem 51. und 60. Lebensjahr.1 Die Krankheit verschlechtert sich allmählich und kann in fortgeschrittenen Stadien zu Beeinträchtigungen im Alltag führen.
Bei dem essenziellen Tremor handelt es sich um ein unwillkürliches Zittern, das meist die Hände betrifft und feinmotorische Aufgaben wie das Schreiben erschwert. Auch der Kopf kann betroffen sein und es kann zu Sprachproblemen kommen.2
Ebenso sind häufig grobmotorische Haltetätigkeiten betroffen, zum Beispiel das Essen mit Besteck oder das Halten eines Glases.
Diese Form des Muskelzitterns ist ein eigenständiges neurologisches Krankheitsbild, dessen genaue Ursachen, ähnlich wie bei Parkinson, bisher nicht vollständig erforscht sind. Die gute Nachricht ist, dass das Zittern für Betroffene zwar oft unangenehm ist, aber meist keine ernsten gesundheitlichen Folgen hat. Auch die Lebenserwartung ist demnach nicht verkürzt.
Die Behandlung mit Medikamenten wie Propanolol und Primidon ist möglich, erfolgt aber größtenteils nur, wenn die Lebensqualität durch gestörte Bewegungsabläufe erheblich beeinträchtigt ist. Denn sie haben teils erhebliche Nebenwirkungen, weshalb die Dosierung langsam erhöht wird, um etwa Müdigkeit und andere Nebenwirkungen zu vermeiden. Schlagen die Medikamente nicht an, so kann auch, genau wie bei Parkinson, ein Hirnschrittmacher zum Einsatz kommen.
Typisches Symptom des essenziellen Tremors sind rhythmisch zitternde Körperteile. Der Tremor beginnt unauffällig und wird dann mit der Zeit immer stärker. Am häufigsten sind die Hände betroffen, doch auch Arme, Beine, Kopf und sogar die Stimme bzw. die an der Stimmbildung beteiligten Muskelgruppen können betroffen sein. Doch anders als der Ruhe-Tremor, die häufigste Form des Tremors bei Parkinson, entsteht das Muskelzittern hier nicht (ausschließlich) durch das Absterben dopaminproduzierender Neuronen. Stattdessen scheint die genetische Veranlagung eine große Rolle zu spielen, wenngleich der essenzielle Tremor auch bei Menschen auftreten kann, in deren Familie bisher niemand betroffen war.3
Beim essenziellen Tremor ist die Kommunikation zwischen Rückenmark und bestimmten Hirnregionen wie dem Kleinhirn, Thalamus und Hirnstamm gestört.
Der größte Unterschied zum Ruhe-Tremor, der auch auftritt, wenn Betroffene vollkommen ruhig und bewegungslos in einem Sessel sitzen, ist, dass der essenzielle Tremor als Aktionstremor, Intentionstremor oder Haltetremor mit einer Frequenz von 5-8 Hz auftritt.
Es gibt einen weiteren interessanten Unterschied, und zwar zum physiologischen Tremor. Während Alkohol den kaum sichtbaren physiologischen Tremor verstärken kann, so kann Alkohol die Ausprägung der Symptome beim essenziellen Tremor lindern.4 Dieser Unterschied ist deshalb ein handfestes, differentialdiagnostisches Kriterium. Das Problem: Dies kann bei Betroffenen zu Alkoholmissbrauch führen (Selbsttherapie).
Parkinson wird anhand von charakteristischen Symptomen wie Zittern, Steifheit und Bewegungsverlangsamung diagnostiziert. Andere Symptome wie Demenz oder häufige Stürze weisen auf eine atypische Form von Parkinson hin. Der Tremor bei Parkinson tritt meist in Ruhe und mit einer Frequenz von 4-7 Hz auf. Er kann sich bei Anspannung verstärken. Doch auch bei Morbus Parkinson kann es im weiteren Verlauf der Erkrankung zusätzlich zu einem Haltetremor kommen.
Medikamente wie Levodopa und Dopaminagonisten können helfen, den Parkinson-Tremor zu reduzieren. In schweren Fällen können auch Anticholinergika oder Hirnstimulation eingesetzt werden. Die Therapie erfordert eine regelmäßige Überwachung, um Nebenwirkungen zu minimieren.
Wenn die betroffene Person sich bewegt, stoppt das Muskelzittern. Der Ruhe-Tremor ist also das Gegenteil des Aktionstremors und Intentionstremors.
Deshalb wird der Tremor bei Parkinson in drei verschiedene Typen eingeteilt:
Zudem ist Parkinson mit Abstand die häufigste Ursache für einen Tremor, wenngleich auch bestimmte Medikamente die Ursache sein können, vor allem Antipsychotika und Mittel gegen Übelkeit.
Vielfältige Symptome bei Morbus Parkinson
Parkinson hat viele Symptome. Die meisten Menschen verbinden mit der Krankheit vor allem das typische Zittern. Aber im Frühstadium zeigt sich Morbus Parkinson oft nur durch subtile erste Anzeichen für gestörte Bewegungsabläufe. Außerdem müssen nicht alle Frühsymptome die Motorik betreffen.
Etwa 2–3 % der Menschen mit neurologischen Störungen leiden an Symptomen mit psychogener Ursache. Ein psychogener Tremor ist dabei mit Abstand das häufigste Symptom.5
Typische Hinweise sind ein plötzliches Auftreten, spontane Remissionen, Ablenkbarkeit und ein Erscheinungsbild, das nicht mit bekannten Tremor-Formen übereinstimmt. Zum Beispiel ist das Muskelzittern oft nicht rhythmisch und nimmt oft willkürlich die Frequenz einer Bewegung an, die mit einem anderen, nicht-betroffenen Körperteil ausgeführt wird.6
Außerdem zittern bzw. schwingen die Gliedmaßen bei einem beidseitigen, psychogenen Tremor häufig im selben Takt mit, was für Morbus Parkinson oder einen essenziellen Tremor sehr untypisch ist.7
Zudem lässt der Tremor oft nach, wenn Betroffene abgelenkt werden.
Die umfassende differentialdiagnostische Tremor-Analyse ist entscheidend, um eine Dystonie, Morbus Wilson und epileptische Myoklonien auszuschließen. Bisher gibt es keine evidenzbasierte Behandlung. Kurzfristig können Placebos zu einer Besserung der Symptomatik führen. Für einen langfristigen Behandlungserfolg ist eine Psychotherapie und eventuell auch die Einnahme von Psychopharmaka entscheidend.
Typisch für den orthostatischen Tremor ist die Unsicherheit beim Stehen, obwohl die Patientinnen und Patienten selbst den Tremor meist gar nicht bemerken. Sie wissen gar nicht, woher die Unsicherheit beim Stehen rührt. Ebenso wie die damit möglicherweise einhergehende Gangunsicherheit und erhöhte Sturzgefahr.
Und das, obwohl dieser Tremor die höchste Frequenz aller bekannten Tremor-Arten hat, die mithilfe einer Elektromyografie messbar ist. Sie liegt zwischen 13 - 18 Hz.8 Der Tremor ist sehr selten und dementsprechend sind Studien zu evidenzbasierten Therapien nur sehr begrenzt vorhanden. Die aktuelle Studienlage legt nahe, dass Gabapentin die Symptome deutlich reduzieren kann und der Effekt auch noch 19 Monate nach Therapiebeginn fortbesteht.9
Wie der Name schon vermuten lässt, tritt diese Tremor-Form im Rahmen einer Dystonie auf. Dabei handelt es sich um eine neurologische Bewegungsstörung, die zu unwillkürlichen Muskelkontraktionen führt. Deshalb spricht man hier auch nicht unbedingt von einem Tremor im engeren Sinne, da die Bewegungsamplitude und Frequenz sehr dynamisch sind, während sich Hz und Amplitude zum Beispiel beim essenziellen Tremor oder Ruhe-Tremor recht gut eingrenzen lassen.
Ein Indiz ist eine Fehlhaltung des Kopfes. Gleichzeitig kann ein dystoner Tremor einen Ruhetremor imitieren, was zu einer Verwechslung mit Morbus Parkinson führen kann.10
Dieser Tremor ist die Folge einer Schädigung des Übergangs vom Hirnstamm zum Mittelhirn und tritt meist einige Monate nach dem schädigenden Ereignis auf. Die typische Frequenz von 2-5 Hz geht mit einer grobschlägigen Amplitude einher und kann so zu großen Einschränkungen in alltäglichen Bewegungsabläufen führen. Ursachen sind mehrheitlich Tumore, Blutungen, ischämische Schlaganfälle oder Multiple Sklerose. Ähnlich wie auch der orthostatische Tremor ist dieser Tremor sehr selten, weshalb aktuelle Therapie-Empfehlungen auf Einzelfallberichten beruhen. Hier steht vor allem hoch dosiertes Levoodopa im Fokus.11
Der Gaumensegeltremor kann in einen primären (Ursache unbekannt) und einen sekundären (symptomatisch) Tremor unterteilt werden. Der primäre Tremor ist spontan und führt oft zu einem Klickgeräusch im Ohr, während der sekundäre Tremor meist ohne sie auftritt. Stattdessen führt er aufgrund der Beteiligung von umgebenden Muskelgruppen (Mundboden, Kehlkopf usw.) oft zu Schluck- und Sprechstörungen. Ein palataler Tremor, wie der Gaumensegeltremor auch genannt wird, tritt auf, wenn das sogenannte Guillain-Mollaret-Dreieck geschädigt ist. Dieser Begriff beschreibt funktionelle Verbindung zwischen drei Kerngruppen im Kleinhirn und Hirnstamm, die maßgeblich an der Koordination der Motorik beteiligt sind.
Ursachen für den Gaumensegeltremor sind Blutungen oder ischämische Schlaganfälle, Tumore, Multiple Sklerose oder neurodegenerative Erkrankungen.
Es gibt verschiedenste Ursachen, die zu Muskelzittern führen können. Einige haben wir bereits bei der Beschreibung der einzelnen Tremor-Syndrome genannt. Außer beim psychogenen Tremor sind die Ursachen immer körperlich und entstehen durch Erkrankungen oder schädliche Einflüsse von Medikamenten oder Drogen.
(Körperliche) Ursachen im Überblick:
Mögliche Ursachen für Parkinson
Bis heute gibt es für die Parkinson-Erkrankung keine einheitliche konkrete Ursache, die ausgemacht werden konnte. Grundlegend besteht auch die Möglichkeit, dass es mehrere Auslöser gibt. Eine der bekanntesten Krankheitsursachen ist das Absterben von Dopamin-produzierenden Nervenzellen (Neuronen).
Da hinter einem Tremor verschiedenste Ursachen stecken können, sollte man generell immer einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Denn die Tremor-Analyse und die Diagnose der Ursache sind entscheidend für die richtige Behandlung und Prognose. Dafür ist häufig eine ganze Reihe von Untersuchungen im Anschluss an eine ausführliche Anamnese (Befragung der Patientinnen und Patienten durch Ärzte) notwendig.
Die Symptome eines Tremors bemerken übrigens häufig zuerst die Angehörigen und nicht die Betroffenen selbst. Familienmitglieder und Freunde bemerken zum Beispiel Veränderungen der Stimme und Sprache, einen unsicheren Gang, oder dass Betroffene morgens immer länger im Badezimmer oder beim Anziehen brauchen.
Die folgenden Charakteristika eines Tremors sollten immer untersucht werden:
Ärztinnen und Ärzte stellen zunächst Fragen zu den Symptomen und der Krankengeschichte der Patientinnen und Patienten. Danach wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt, die auf eine mögliche Ursache des Tremors hinweisen kann.
Ärztinnen und Ärzte fragen nach:
Wenn der Tremor plötzlich auftritt, fragen Ärztinnen und Ärzte nach Ereignissen, die ihn ausgelöst haben könnten, wie zum Beispiel Verletzungen oder die Einnahme neuer Medikamente.
Zusätzlich wird die Krankengeschichte der Betroffenen analysiert. Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die einen Tremor verursachen können, von Schilddrüsenüberfunktionen, über Multiple Sklerose und Parkinson, bis hin zu Diabetes mellitus oder Demenz. Auch die Einnahme von bestimmten Medikamenten, insbesondere Psychopharmaka, kann zu Muskelzittern führen, weshalb Fragen zur psychischen Verfassung und eventueller Diagnosen ebenso eine Rolle spielen.
Anschließend erfolgt die Analyse des Tremors selbst. Dabei achten die Ärztinnen und Ärzte darauf, welche Körperteile vom Tremor betroffen sind und wie schnell die Bewegungen in verschiedenen Situationen sind. Zudem können Tests wie der Finger-Nase-Test und die Armvorhalteuntersuchung durchgeführt werden, um zwischen Aktionstremor, Intentionstremor und Haltetremor zu unterscheiden. Auch die Qualität der Stimme der Patientinnen und Patienten beim Halten eines Tons kann beobachtet werden, ebenso wie das allgemeine Sprachbild und der Klang der Stimme.
Die meisten Tremorarten können anhand ihrer Merkmale und der Ergebnisse der Anamnese und körperlichen Untersuchung erkannt werden. Wenn die Ursache des Tremors unklar ist, können weitere Untersuchungen notwendig sein, wie zum Beispiel:
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zur Therapie eines Tremors. Diese richten sich in erster Linie natürlich nach der eigentlichen Ursache. Vor allem, wenn der Tremor die Folge einer anderen Erkrankung ist, hängt die Verbesserung der Symptome oft mit der Behandlung der primären Erkrankung zusammen.
Eine wichtige Säule der Therapie ist natürlich die medikamentöse Behandlung, welche vor allem darauf abzielt, das Ungleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn auszugleichen, welches häufig zum Muskelzittern führt. Hier kommen verschiedenste Medikamente zum Einsatz. Da diese aber teils mit erheblichen Nebenwirkungen einhergehen können, werden sie meist nur in besonders schweren Fällen eingesetzt, wenn der Tremor die Motorik massiv beeinträchtigt. Welches Medikament im Einzelfall zum Einsatz kommt, hängt von zahlreichen Faktoren ab und kann deshalb erst nach einer ausführlichen Diagnose durch Ärztinnen und Ärzte entschieden werden. Die nachfolgende Liste soll nur einen ersten Überblick geben.
Welche Medikamente bei Parkinson?
Ein Grundbaustein der Behandlung ist die Medikation mit Levodopa und Dopaminagonisten. Jedoch gibt es weitere begleitende Therapieansätze, bis hin zu Operationen wie dem Hirnschrittmacher.
Zudem gibt es ganz unterschiedliche Behandlungsziele. Nicht nur bei Parkinson, sondern auch bei seltenen Tremor-Syndromen lässt sich das Muskelzittern oft nicht vollständig therapieren. Dann zielen Behandlungen wie Physio- und Ergotherapie vor allem darauf ab, die Beweglichkeit im Alltag zu verbessern, um die Lebensqualität und Selbstständigkeit der Betroffenen möglichst lange zu erhalten.
Außerdem kann ein Tremor, auch wenn das Muskelzittern selbst oft nicht gefährlich für die Gesundheit ist, zu erheblichen psychischen Problemen führen. Zum Beispiel, weil Betroffenen ihr Ruhe-Tremor unangenehm ist, oder weil die Motorik so weit beeinträchtigt ist, dass viele Dinge im Alltag nicht mehr, oder nur noch sehr langsam möglich sind, sodass sie den Anschluss an Freunde und Familie verlieren. Zudem können Stress und Depressionen die Symptomatik verschlechtern. In diesen Fällen ist eine Psychotherapie eine wichtige, ergänzende Behandlung. Auch Bewegung und Ernährung können dabei helfen, Stress zu reduzieren, um so den Tremor zu lindern.
Sie dient vor allem als Kompensationsstrategie für Schreib- und Essprobleme durch einen Tremor.
Beispiele für das Training können sein:
Diese speziellen Parkinson-Übungen hat Desitin zusammen mit Herrn Prof. Dr. med. Georg Ebersbach entwickelt. Die Übungen sollen Menschen mit Parkinson helfen, so lange wie möglich beweglich und aktiv im täglichen Leben zu bleiben.
Die Förderung Ihrer Beweglichkeit ist ein wichtiger Bestandteil der Parkinson-Therapie. Die folgenden Übungen helfen Ihnen, Ihre Fingerfertigkeit und Ihren Gesichtsausdruck zu trainieren. Bereits wenige Minuten pro Tag genügen. Mit jeder Übung arbeiten Sie an Ihrer Selbständigkeit und trainieren Ihr Geschick.
Sie können viel dazu beitragen, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Machen Sie mit!
Weitere Übungen bei Parkinson als Broschüre:
Für eine chirurgische Behandlung des Tremors muss neben der fehlenden Wirkung von Medikamenten auch eine subjektive Beeinträchtigung durch den Tremor vorliegen. Außerdem müssen chirurgische Kontraindikationen ausgeschlossen werden.
Es gibt primär zwei Operationsmethoden: die Thalamotomie und die Thalamusstimulation (VIM-Stimulation).
Die Thalamotomie erzeugt eine kleine Läsion in der Hirnregion, die an der Entstehung des Tremors beteiligt ist. Sie erfolgt also an derselben Stelle, die auch für die Implantation von Elektroden im Rahmen der tiefen Hirnstimulation ausgewählt werden würde. Diese Läsion erfolgt durch Thermokoagulation. Die Wirkung ist gut, jedoch kann es zu Nebenwirkungen wie Dysarthrien, Gangstörungen und kognitiven Defiziten kommen. Bei Morbus Parkinson kann der Ruhe-Tremor in 70 - 80 % der Fälle erfolgreich unterdrückt werden.12 Bei einem essenziellen Tremor ist die Erfolgsrate ähnlich hoch.13 Das gilt leider nicht für den zerebellären Tremor bei Multipler Sklerose. Hier sind die Ergebnisse zwar anfangs gut, doch nach zwei bis drei Jahren hält dieser Effekt nur noch bei etwa 30 % der Betroffenen an.
Die Thalamusstimulation (THS / Hirnschrittmacher / Tiefe Hirnstimulation / VIM-Stimulation) basiert auf einer kontinuierlichen elektrischen Stimulation der umliegenden Nervenzellen. Dabei wird eine Elektrode in das Tremornetzwerk des Gehirns implantiert und mit einem subkutanen Impulsgenerator verbunden. Die Wirkung ist ähnlich gut wie bei der Thalamotomie, jedoch sind die Nebenwirkungen seltener. Die Komplikationsrate liegt bei lediglich 1-2 %, weshalb sich der Hirnschrittmacher als Therapie bei einem essenziellen Tremor etabliert hat, ebenso wie in bestimmten Fällen von Morbus Parkinson.14,15
In einer Studie mit Menschen mit Parkinson, essenziellem Tremor und MS-Tremor wurden beide Methoden verglichen. Die Linderung des Tremors war vergleichbar, jedoch war der funktionelle Status bei der Stimulation signifikant besser und es traten weniger Nebenwirkungen auf.15 Insgesamt sind beide Methoden sicher und effektiv, wobei die Thalamusstimulation aufgrund ihrer geringeren Nebenwirkungen heute bevorzugt wird.
Die Tiefe Hirnstimulation (THS)
Bei der „Tiefen Hirnstimulation“ (THS) werden dem Patienten zwei Elektroden in das Gehirn eingesetzt. Überaktive Zellen im Gehirn werden durch die dauerhafte Einleitung eines schwachen elektrischen Stroms über die Elektroden gehemmt, aber nicht zerstört.
Viele ältere Menschen glauben, dass ein Tremor ein normaler Teil des Alterungsprozesses ist und suchen möglicherweise nicht aktiv ärztliche Hilfe. Dennoch sollten ältere Menschen mit ihren Ärztinnen und Ärzte sprechen, die ihnen Fragen stellt und eine körperliche Untersuchung durchführt, um mögliche Ursachen des Tremors zu identifizieren. Ärztinnen und Ärzte können dann möglicherweise Strategien oder Arzneimittel empfehlen, um das Muskelzittern zu verringern. Außerdem sind Menschen im hohen Alter empfindlicher gegenüber Nebenwirkungen von Arzneimitteln, nehmen aber gleichzeitig mehr von ihnen ein. Darunter sind eine Reihe von Medikamenten, die ursächlich für das Zittern sein können. Eventuell kann eine Anpassung der Medikation die Symptomatik lindern.
Ein Tremor kann die Lebensqualität von älteren Menschen erheblich beeinträchtigen, insbesondere wenn sie andere körperliche oder geistige Störungen haben. Um ihnen zu helfen, ihre Lebensqualität zu erhalten, können Physio- oder Ergotherapeut*innen einfache Bewältigungsstrategien anbieten und Hilfsgeräte können nützlich sein. Daher sollten ältere Menschen, die einen Tremor bemerken, sich von einem Arzt oder einer Ärztin untersuchen lassen und sich nach Bedarf von Therapeut*innen beraten lassen.
Das Desitin Redaktionsteam besteht aus den Bereichen Medical Affairs und Product Management. Um Ihnen die besten Inhalte zu bieten, arbeiten wir zusätzlich mit Expertinnen und Experten zusammen. Das Team wird um ausgewählte Ärztinnen und Ärzte sowie Fachjournalistinnen und Fachjournalisten ergänzt. Diese schreiben regelmäßig für uns und bereichern desitin.de mit ihren fachlichen Beiträgen. Schreiben Sie uns bei Fragen auch gerne eine E-Mail an info@desitin.de.
1 Louis ED, Dogu O: Does age of onset in essential tremor have a bimodal distribution? Data from a tertiary referral setting and a population-based study. Neuroepidemiology 2007; 29: 208–12. doi: 10.1159/000111584
2 Deuschl G, Bain P, Brin M: Consensus statement of the Movement Disorder Society on Tremor. Ad Hoc Scientific Committee. Mov Disord 1998; 13 Suppl 3: 2–23. DOI: 10.1002/mds.870131303
3 Louis, E. D., & Ottman, R. (1996). How familial is familial tremor?: The genetic epidemiology of essential tremor. Neurology, 46(5), 1200-1200. DOI: https://doi.org/10.1212/WNL.46.5.1200
4 Voller B, Lines E, McCrossin G, et al.: Alcohol challenge and sensitivity to change of the essential tremor rating assessment scale. Mov Disord 2013. DOI: 10.1002/mds.25667
5 McKeon A, Ahlskog JE, Bower JH, Josephs KA, Matsumoto JY: Psychogenic tremor: long-term prognosis in patients with electrophysiologically confirmed disease. Mov Disord 2009; 24: 72–6. https://doi.org/10.1002/mds.22301
6 McAuley J, Rothwell J: Identification of psychogenic, dystonic, and other organic tremors by a coherence entrainment test.
Mov Disord 2004; 19: 253–67. https://doi.org/10.1002/mds.10707
7 Raethjen J, Kopper F, Govindan RB, Volkmann J, Deuschl G: Two different pathogenetic mechanisms in psychogenic tremor. Neurology 2004; 63: 812–5.. DOI: https://doi.org/10.1212/01.WNL.0000137012.35029.6B
8 Deuschl G, Bain P, Brin M: Consensus statement of the Movement Disorder Society on Tremor. Ad Hoc Scientific Committee. Mov Disord 1998; 13 Suppl 3: 2–23. https://doi.org/10.1002/mds.870131303
9 Rodrigues JP, Edwards DJ, Walters SE, et al.: Blinded placebo crossover study ofgabapentin in primary orthostatic tremor. Mov Disord 2006; 21: 900–5. https://doi.org/10.1002/mds.20830
10 Erro R, Quinn NP, Schneider SA, Bhatia KP: Does rest tremor exclude the diagnosis of adult-onset primary dystonia? J Neurol Neurosurg Psychiatry 2013; 84: 708. http://dx.doi.org/10.1136/jnnp-2012-304779
11 Velez M, Cosentino C, Torres L: Levodopa-responsive rubral (Holmes') tremor. Mov Disord 2002; 17: 741–2. https://doi.org/10.1002/mds.10224
12 Jankovic J, Cardoso F, Grossman RG, Hamilton WJ: Outcome after stereotactic thalamotomy for parkinsonian, essential, and other types of tremor. Neurosurgery 1995; 37: 263–70.
13 Shahzadi S, Tasker RR, Lozano A: Thalamotomy for essential and cerebellar tremor. Stereotact Funct Neurosurg 1995; 65: 11–7. DOI: 10.1159/000098890
14 Voges J, Hilker R, Bötzel K, et al.: Thirty days complication rate following surgery performed for deep-brain-stimulation. Mov Disord 2007; 22: 1486–9. DOI: 10.1002/mds.21481
15 Schuurman PR, Bosch DA, Bossuyt PM, et al.: A comparison of continuous thalamic stimulation and thalamotomy for suppression of severe tremor. N Engl J Med 2000; 342: 461–8. DOI: 10.1056/NEJM200002173420703
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