Verfasst von: Desitin Redaktionsteam
Erst in den letzten Jahren wurden in zunehmender Häufigkeit Verhaltensauffälligkeiten und Persönlichkeitsveränderungen beobachtet, die sich im Verlauf der Parkinson-Erkrankung einstellen können. Zu Beginn der Erkrankung stellen viele Menschen vor allem eine zunehmende Sturheit oder Starrsinnigkeit und/oder aggressives Verhalten fest, welches oft unvermittelt auftritt. Weitere Wesensveränderungen sind vor allem durch eine mangelnde Impulskontrolle geprägt, die sowohl durch den weiteren Verlauf der Erkrankung selbst als auch durch die langfristige Einnahme von Medikamenten begünstigt wird. Sie führt zu verschiedensten Verhaltensauffälligkeiten wie einer plötzlich auftretenden Spielsucht oder exzessivem Essen.
Deren Auftreten wird vor allem durch die medikamentöse Therapie – insbesondere durch höher dosierte Dopaminagonisten – begünstigt.
Diese Wesensveränderungen können durch Parkinson-Medikamente auftreten:
Doch nicht nur die Medikamente führen zu Wesensveränderungen. Auch die Parkinson-Krankheit selbst äußert sich, insbesondere im Frühstadium, durch Depressionen, Schlafstörungen und Gereiztheit. Parkinson tritt schleichend auf und verursacht zu Beginn oft geringfügige Symptome wie Müdigkeit, Vergesslichkeit und leises Sprechen. Die Betroffenen ziehen sich zurück, vernachlässigen ihre Hobbys und bewegen sich wenig. Die Gesichtszüge verlieren an Ausdruck und die Mimik lässt nach.
Motorische Symptome zeigen sich in diesem Stadium eher subtil. Es fällt Betroffenen vielleicht schwer, Beine oder Arme wie gewünscht oder so rasch wie früher zu bewegen. Die Parkinson-Patientinnen und Patienten empfinden Steifheit, Unsicherheit und Langsamkeit. Alltägliche Handlungen wie das Aufstehen, Waschen, Ankleiden und Essen dauern länger als zuvor. Dies kann dazu führen, dass sie sich von sozialen Aktivitäten zurückziehen, da sie nicht mehr mit dem Tempo anderer mithalten können. Durch diesen Rückzug können sich wiederum Wesensveränderungen wie depressive Vestimmungen, Starrsinnigkeit und Aggressionen verstärken.
PDF zu Verhaltensveränderungen durch Parkinson
Weitere Informationen zu möglichen Persönlichkeits- und Verhaltensveränderungen bei Parkinson-Patientinnen und Patienten
Autor: Prof. Dr. med. Peter P. Urban, M.A.
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Bei Parkinson denken die meisten Menschen sofort an die typischen motorischen Symptome, die sogenannten Parkinson-Trias Tremor, Rigor und Akinese. Das bekannteste Symptom ist vermutlich das Zittern der Muskeln im Ruhezustand, zum Beispiel der Hände, was auch als Ruhe-Tremor bezeichnet wird. Doch stark ausgeprägte motorische Symptome treten in der Regel erst dann auf, wenn bereits über die Hälfte der entsprechenden Neuronen der Substantia nigra abgestorben sind. Dann ist die Krankheit bereits weit fortgeschritten.
Lange davor kommt es zu diversen nicht-motorischen Symptomen wie dem Verlust des Geruchssinns, Missempfindungen, Verdauungsproblemen, Inkontinenz, reduzierter Mimik und den besagten Wesensveränderungen.
Viele Persönlichkeitsveränderungen im Zusammenhang mit Parkinson sind durch eine verminderte Fähigkeit zur Kontrolle innerer Impulse gekennzeichnet (sog. Impulskontrollstörungen).
Die Verhinderung oder Unterdrückung dieser neu aufgetretenen Verhaltensweisen führt wiederum zu negativen Stimmungsschwankungen. Die Ursachen dieser Verhaltensstörungen sind im Einzelnen noch nicht ausreichend bekannt. Da nur einzelne Patientinnen und Patienten betroffen sind, geht man von einer zusätzlichen, individuellen Veranlagung aus.
Ein erhöhtes Risiko besteht statistisch bei:
Die Verhaltensänderungen können zu schweren Belastungen innerhalb der Familie, der sozialen und beruflichen Umgebung führen und sich nachteilig für die Betroffenen auswirken. Nicht selten sind es die Angehörigen, die den behandelnden Ärztinnen und Ärzte auf diese veränderten Verhaltensweisen ansprechen, da diese von den Patientinnen und Patienten selbst als nicht störend wahrgenommen werden. Da die Verhaltensstörungen grundsätzlich behandelbar sind, ist es wichtig, darauf zu achten und den behandelnden Neurologinnen und Neurologen anzusprechen, um negative Konsequenzen, etwa im sozialen Umfeld, frühzeitig zu vermeiden. Nachfolgend finden Sie eine Aufstellung über verschiedene Verhaltensänderungen, die im Zusammenhang mit der Parkinson-Erkrankung auftreten können.
Krankhaftes (pathologisches) Spielen beinhaltet alle Arten von Spielsucht und kann sich auf Spielbanken und Spielhallen beziehen, aber zunehmend häufiger auch auf Internet-Spiele. Beim krankhaften Kaufen besteht zunächst ein kaum stillbares Verlangen nach dem Kauf des gewünschten Gegenstandes bis zu dessen Erwerb. Schon kurz nach dem Kauf erlischt meist das Interesse an dem gekauften Gegenstand. Krankhaftes Spielen und auch Kaufen können zu erheblicher Verschuldung und zu sozialem Abstieg führen.
Dabei handelt es sich um ein neu auftretendes, oft impulsives, auch nächtliches Verlangen nach Essen oder nach bestimmten Speisen wie Süßem. Es wird oft maßlos und ohne Berücksichtigung eines Sättigungsgefühls gegessen und es kann zum Verzehr ungewöhnlich großer Nahrungsmengen kommen, mit der Folge einer deutlichen Gewichtszunahme.
Dabei kommt es zu einem ungewöhnlichen, gesteigerten Verlangen nach sexuellen Kontakten oder auch teilweise abnormen Verhaltensweisen wie Aggressivität, Exhibitionismus, exzessive (Telefon-, Internet-) Pornographie, Fetischismus, Pädophilie etc. Dies kann zu erheblichen Spannungen mit dem Partner führen. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Punding (sprich ‚panding’) beschreibt eine Verhaltensstörung, bei der es zu komplexen, immer gleichartigen (stereotypen), sich wiederholenden Tätigkeiten kommt. Die Verhaltensweisen entstehen aus persönlichen Gewohnheiten und Interessen. Typisch sind stundenlanges Sammeln von Gegenständen, Sortieren, Ordnen, Ein- und Ausräumen von Wäsche, Auseinandernehmen und Zusammenbauen technischer Geräte, exzessive Beschäftigung mit dem Computer etc. Diese Tätigkeiten sind nicht zielgerichtet und erfüllen keinen bestimmten Zweck. Sie können sogar zur alles bestimmenden Aktivität werden und zur Vernachlässigung von Mahlzeiten, der Schlafdauer, der Hygiene und sozialer Kontakte führen. Die Aktivitäten werden von Patientinnen und Patienten als entspannend und angenehm empfunden und sind von ihnen selbst daher nur schwer zu unterbrechen.
Das dopaminerge Dysregulationssyndrom ist durch ein Verhaltensmuster der Patientinnen und Patienten gekennzeichnet, das zu einer stetigen Zunahme der dopaminergen Dosis führt. Dies geht über das Ausmaß hinaus, welches zur Kontrolle seiner motorischen Symptome wie z.B. dem Zittern oder der Steifigkeit erforderlich ist. Nicht selten kommt es dadurch auch zu einer ungewollten Überbeweglichkeit (Dyskinesie). Die Patientinnen und Patienten erleben nicht selten ein unwiderstehliches Verlangen nach dopaminergen Medikamenten (meist L-Dopa). Dosissteigerungen werden häufig eigenmächtig ohne Rücksprache mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzte vorgenommen.
Wichtig ist zunächst das frühzeitige Erkennen der Verhaltensänderungen, bevor es zu nachteiligen Auswirkungen kommt. Besprechen Sie dies als Angehörige direkt mit den Betroffenen und gehen Sie gemeinsam zur Besprechung mit Ärztinnen und Ärzte. Diese werden dann klären, ob ein Zusammenhang mit der Parkinson-Erkrankung bzw. bestimmten Parkinson-Medikamenten vorliegen könnte.
Die therapeutischen Maßnahmen bestehen für Ärztinnen und Ärzte meist in einer Verringerung der Dosis oder gegebenenfalls auch dem Absetzen des Dopaminagonisten. Da es dadurch zu einer Verschlechterung der Beweglichkeit kommen kann, müssen im Gegenzug oft andere Medikamente in deren Dosierung erhöht werden. Im Einzelfall müssen zusätzliche Medikamente (atypische Neuroleptika, Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) eingesetzt werden, um die Symptome zu beeinflussen. Da es sich dabei oft um komplexe Vorgänge handelt, dürfen diese Veränderungen der Medikation ausschließlich von Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzte enger Absprache mit Ihnen durchgeführt werden. Eine eigenmächtige Verringerung der dopaminergen Dosis durch Angehörige oder die Patientinnen und Patienten selbst kann zu unvorhergesehenen Komplikationen führen, daher muss davon deutlich abgeraten werden.
Wichtiger Hinweis: Wir sind rechtlich dazu verpflichtet, folgende Informationen ausschließlich Ärztinnen und Ärzte bzw. Menschen mit Gesundheitsberufen zur Verfügung zu stellen. Deshalb sind die Fachartikel, Kurse und Podcasts rund um Parkinson ausschließlich mit einem Log-in aufrufbar, z. B. via DocCheck.
Podcast Bewegungswelle – „Verträglichkeitsaspekte der dopaminergen Therapie“ mit Prof. Schwarz
Sollte ich meinem Patientinnen und Patienten L-Dopa oder doch Dopaminagonisten frühzeitig verschreiben? Kann ich Fluktuationen vermeiden und wie sollte ich ihre Therapie im Verlauf der Erkrankung anpassen?
Neuropsychiatrische Symptome beim idiopathischen Parkinson-Syndrom
Beim Morbus Parkinson können neben den motorischen Symptomen in allen Stadien der Erkrankung auch nicht motorische Symptome auftreten, die die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten teils erheblich beeinträchtigen. Unter ihnen spielen neuropsychiatrische Symptome eine wichtige Rolle. Weit verbreitet sind beispielsweise Tagesmüdigkeit/Fatigue, Angst, Depression und Demenz.
Vielfältige Symptome bei Morbus Parkinson
Parkinson hat viele Symptome. Die meisten Menschen verbinden mit der Krankheit vor allem das typische Zittern. Aber im Frühstadium zeigt sich Morbus Parkinson oft nur durch subtile erste Anzeichen für gestörte Bewegungsabläufe. Außerdem müssen nicht alle Frühsymptome die Motorik betreffen.
Schlafstörungen treten in allen Stadien der Parkinson-Erkrankung und bei der Mehrzahl der Betroffenen auf. Bis zu 90 % aller Menschen mit Parkinson sind im Verlauf der Erkrankung von Tagesmüdigkeit und Ein- und Durchschlafstörungen betroffen.
Da es allerdings verschiedene Ursachen für das Auftreten von Schlafstörungen bei Parkinson gibt, ist eine
gezielte Behandlung nur nach sorgfältiger Analyse der Symptome und der Begleitumstände möglich.
Im Folgenden werden die wichtigsten Formen der bei Parkinson auftretenden Schlafstörungen vorgestellt.
Probleme beim Einschlafen:
Nächtliche Steifigkeit, Unbeweglichkeit und nächtliche Schmerzen
Nächtlicher Harndrang
Lebhafte Träume und nächtliche Unruhe
Vermehrte Tagesmüdigkeit
PDF-Fragebogen zur Tagesmüdigkeit
Basierend auf der Epworth-Schläfrigkeits-Skala
Depressionen
Im Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit kommt es bei vielen Betroffenen zu trauriger und niedergeschlagener Stimmung.2 Dieser Zustand kann mit einem Verlust von Interesse an der Umgebung, Antriebsmangel und Freudlosigkeit verbunden sein (sogenannte Apathie). Hält ein Stimmungstief über einen Zeitraum von mehreren Wochen an, spricht man von einer Depression. Diese ist ein mögliches frühes Anzeichen für eine beginnende Parkinson-Erkrankung, kann aber auch erst im späteren Verlauf der Krankheit, oder als eine seelische Reaktion auf die Diagnose oder anderweitige Folgen der Krankheit auftreten. Als Parkinson-Symptom entsteht sie als direkte Reaktion auf krankheitsbedingte Veränderungen der Botenstoffe im Gehirn, also die Neurodegeneration. Diese Degeneration führt nämlich nicht nur zu einem Dopaminmangel, sondern auch zu einem Mangel an Serotonin, dem „Glückshormon“.
Diese Veränderungen können schon Jahre vor den ersten deutlich sichtbaren motorischen Symptomen wie der Bradykinese oder dem Tremor auftreten. Depressive Verstimmungen, Reizbarkeit oder Angststörungen, sowie der allgemeine soziale Rückzug gelten deshalb als Frühwarnzeichen von neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Parkinson. Jedoch sind diese Symptome sehr allgemein und nicht jede Depression ist ein Frühsymptom der Parkinson-Erkrankung. Auffällig wird es zum Beispiel dann, wenn depressive Verstimmungen oder Reizbarkeit zusammen mit anderen Symptomen des Frühstadiums und noch dazu plötzlich auftreten, sowie ohne ersichtlichen Grund (wie z.B. Verlust des Arbeitsplatzes, Verlust eines geliebten Menschen, Stress oder andere einschneidende Erlebnisse). Als Folge von Begleiterscheinungen der Parkinson-Erkrankung treten Depressionen als Reaktion auf den Bewegungsmangel bzw. den Kontrollverlust der Patientinnen und Patienten über ihre eigene Motorik auf, sowie die damit einhergehenden Einschränkungen in der Lebensqualität und Selbstständigkeit.
Nicht immer eindeutig zu erkennen
Eine Depression im Rahmen von Morbus Parkinson zu erkennen ist ohnehin nicht ganz leicht.
Denn zum einen ähneln sich die typischen Symptome einer Depression und die Symptome bei Morbus Parkinson sehr stark, z. B. Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, ausdruckslose Mimik und Appetitlosigkeit. Jedoch haben sie völlig unterschiedliche Ursachen. Deshalb ist es wichtig, dass die Depression zusammen mit den Ärztinnen und Ärzte als eigenständige Krankheit diagnostiziert und behandelt wird.
Zum anderen kann es nach der - für viele Patientinnen und Patienten erstmal schockierenden - Diagnose zu sogenannten Anpassungsstörungen kommen, die auch als reaktive Depression bezeichnet werden. Sie entstehen als Reaktion auf die Parkinson-Diagnose. Treten sie im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf auf, können sie auch ein Anzeichen für eine nachlassende Wirksamkeit der bisher eingesetzten Medikamente sein. Im Gegensatz zu einer Depression nehmen diese Anpassungsstörungen jedoch nach relativ kurzer Zeit wieder ab, wenn die Medikation angepasst bzw. nach der ersten Diagnose eingeleitet wird. Außerdem sind die typischen Symptome einer Depression bei Anpassungsstörungen deutlich schwächer ausgeprägt und lassen nach, wenn die Betroffenen im Laufe der Behandlung merken, dass die Parkinson-Erkrankung und ihre Symptome zumindest lange Zeit beherrschbar sind und letztere mit der richtigen Medikation und ggf. nicht-medikamentösen Begleittherapien wie Krankengymnastik gelindert werden können. Bewegung und Sport helfen bei Morbus Parkinson nicht nur dabei, Beschwerden zu lindern, sondern auch die Lebensqualität von Betroffenen und Angehörigen zu steigern.
Angststörungen
Angst kann sich bei der Parkinson-Krankheit in Form von Panikattacken äußern. Das sind plötzlich und unvorhersehbar auftretende schwere Angstzustände, die meist wenige Minuten andauern. Sie gehen oft mit körperlichen Beschwerden wie Atemnot, Schwindel und Herzrasen einher. Andere Patientinnen und Patienten leiden unter länger andauernden Angstgefühlen, wobei dem Betroffenen manchmal gar nicht verständlich ist, wovor er sich eigentlich ängstigt. An erster Stelle in der Behandlung von Ängsten sollte das Gespräch mit Ihren Ärztinnen und Ärzte, dem Partner oder der Partnerin und anderen Vertrauenspersonen stehen. Häufig stehen Angstgefühle im Zusammenhang mit Zuständen verminderter Beweglichkeit (sogenannte OFF-Phasen) und lassen sich dann durch eine Anpassung der Parkinson-Medikamente bessern. Ist dies nicht der Fall, muss eine spezielle Therapie der Angst erfolgen, die Ihre Ärztinnen und Ärzte mit Ihnen festlegen werden.
Wichtige Fragen zur Klärung des Befindens sind unter anderem:
Je mehr dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, desto wahrscheinlicher ist das Vorliegen einer Depression.
Depression und ihre Behandlung
Das Erkennen einer Depression bei einem Parkinson-Betroffenen ist nicht immer einfach, weil Mimik, Stimme und Gestik durch die Krankheit nicht mehr so ausdrucksstark sind. Oft fällt es dem Ehepartner oder der Ehepartnerin, den Ärztinnen und Ärzte oder anderen Kontaktpersonen schwer, die Stimmung der Patientinnen und Patienten richtig einzuschätzen. Außerdem sollte eine Depression nicht mit dem typischen Parkinson-Symptom der Apathie verwechselt werden. Dieses beschreibt eine krankheitsbedingte Antriebslosigkeit. Diese ist jedoch leichter behandelbar als eine handfeste Depression. Gelingt es, eine apathische Person zu einer Aktivität zu motivieren, empfindet sie dieses Erlebnis später als angenehm und bereichernd, auch wenn der Anfang schwer war. Diese Empfindungen sind bei einer depressiven Person nicht möglich. Sie verlieren die Fähigkeit, Freude zu empfinden, was auch als Anhedonie bezeichnet wird. Da diese Beschwerden sich nicht nur auf die Motivation und den Antrieb der Patient*in auswirkt, sondern häufig auch auf die Angehörigen bzw. die Partnerschaft, sollten entsprechende Symptome auf jeden Fall mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzte besprochen werden.
Gemeinsam mit den Angehörigen und Ärztinnen und Ärzte sollte zunächst festgestellt werden, ob sich die depressive Stimmung durch unterstützende Gespräche oder Veränderungen der Lebenssituation bessern lässt. In manchen Fällen kann auch eine Psychotherapie hilfreich sein, deren Kosten auf Antrag von der Krankenkasse übernommen werden können. Die Behandlung der Depression bei Morbus Parkinson mit Medikamenten zielt darauf ab, den gestörten Haushalt der Botenstoffe zu normalisieren. Hier können verschiedene Antidepressiva zum Einsatz kommen.
Die gute Nachricht für Betroffene und ihre Angehörigen: Die Beschwerden sind in den Griff zu bekommen. Es ist jedoch wichtig, dass bei der Auswahl der Antidepressiva die Wechselwirkungen mit den Parkinson Medikamenten berücksichtigt werden. Außerdem muss die genaue Form der Depression diagnostiziert werden. Bei älteren Patientinnen und Patienten hat sich zudem eine Kombination aus Psychotherapie und Medikation als besonders wirksam erwiesen, und zwar wirksamer als jede der beiden Therapieoptionen für sich allein genommen.
Damit das richtige Medikament ausgewählt werden kann, sollten folgende Fragen geklärt werden:
Wichtig: Leiden Sie als Betroffene/r unter Trugwahrnehmungen, Verwirrtheitszuständen oder Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen? Bitte teilen Sie dies den Ärztinnen und Ärzte mit. Einige Antidepressiva wirken sich hier ungünstig aus. Ihre Ärztinnen und Ärzte werden das für Sie richtige Antidepressivum auswählen. Beachten Sie, dass die volle Wirkung von Antidepressiva meist erst nach mehreren Wochen einsetzt. Es ist wichtig, dass Sie konsequent und regelmäßig das Medikament einnehmen, obwohl Sie anfangs keine Wirkung spüren. Der gestörte Haushalt der Botenstoffe normalisiert sich langsam mit Hilfe des regelmäßig eingenommenen Antidepressivums. Ärztlich besprochen werden sollte auch, welche Wirkungen zu erwarten und welche Nebenwirkungen möglich sind.
Übrigens: Zusammen mit Prof. Dr. med. Georg Ebersbach von der Parkinson-Fachklinik Beelitz-Heilstätten haben wir spezielle Übungen für Parkinson-Patientinnen und Patienten entwickelt, die sowohl die psychische Belastung als auch einige motorische Symptome reduzieren können.
Alle Parkinson-Medikamente greifen in den Gehirnstoffwechsel ein. Normalerweise bewirken diese Medikamente eine Verbesserung der Beweglichkeit, ohne dass andere Hirnfunktionen beeinflusst werden. In manchen Fällen kann es hierbei aber zu Nebenwirkungen kommen, die als medikamenteninduzierte Psychose bezeichnet werden.
Zu den psychotischen Nebenwirkungen zählt man:
Erstes Warnzeichen für eine drohende medikamentöse Psychose sind zunehmende Albträume. Halluzinationen beginnen oft als harmlose Sinnestäuschungen, bei denen Patientinnen und Patienten Tiere, Menschen oder Gegenstände sehen, von denen sie wissen, dass sie nicht vorhanden sind. Bei Auftreten derartiger Trugwahrnehmungen sollte unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden, da es bei einer Zunahme der Symptome zu bedrohlichen, als wirklich erlebten Halluzinationen, zu Verfolgungswahn oder Verwirrtheitszuständen kommen kann.
Die Gefahr für medikamentös induzierte Psychosen ist besonders hoch bei:
Da Patientinnen und Patienten manchmal nicht in der Lage sind, ausreichende Angaben zu machen, sind Informationen, z. B. über vermindertes Trinken, Fieber, Hautausschläge, durch Angehörige und Pflegende für den Arzt oder die Ärztin von besonderer Bedeutung.
Typische Situationen, die das Auftreten einer Psychose begünstigen, sind:
Was müssen Sie als Patientinnen und Patienten oder Angehörige bei einer medikamentös induzierten Psychose beachten?
Welche Medikamente bei Parkinson?
Ein Grundbaustein der Behandlung ist die Medikation mit Levodopa und Dopaminagonisten. Jedoch gibt es weitere begleitende Therapieansätze, bis hin zu Operationen wie dem Hirnschrittmacher.
Wenn sich Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen bei Parkinson-Patientinnen und Patienten zeigen und Betroffene oder Angehörige darunter leiden, sollten sie zuerst ihre Ärztinnen und Ärzte aufsuchen. Es kann sein, dass ein Medikamentenwechsel oder ähnliches Abhilfe schafft. Bei Wirkungsschwankungen kann zum Beispiel die Umstellung auf eine Apomorphin-Pumpe ratsam sein.
Falls die Veränderung trotz anderer Parkinson-Medikamente bestehen bleibt, gibt es weitere Optionen. Je nach Art der Veränderung können verschiedene Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner hilfreich sein. Wenn depressive oder psychotische Symptome im Vordergrund stehen, kann eine Psychotherapie hilfreich sein. Musik- und Kunsttherapie oder der Kontakt zu Tieren können insbesondere bei Depressionen mit oder ohne Demenz helfen. Die behandelnden Neurologinnen und Neurologen können helfen, die richtigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zu finden und Behandlungen zu koordinieren.
Angehörige und Betroffene können auch von einer Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe profitieren. Dort können sie Unterstützung erhalten und sich mit Menschen in derselben Situation austauschen. Bei starker emotionaler Belastung können ebenfalls Psychologen helfen. Ein langer Spaziergang oder ein ausgiebiges Gespräch mit einer Freundin oder einem Freund können auch bereits Entlastung bieten.
Es ist wichtig, trotz der schwierigen Situation weiter Hobbys nachzugehen und sich auch professionelle Hilfe einzugestehen, wenn sie benötigt wird. Eine stundenweise Tagespflege, ein Pflegedienst oder ein ehrenamtlicher Besuchsdienst können Angehörige zeitweise entlasten. Zudem können Übungen bei Parkinson nicht nur dabei helfen, die Motorik zu verbessern. Zahlreiche Übungen zielen auch darauf ab, durch Bewegung einer Depression und anderen Wesensveränderungen entgegenzuwirken.
Diese speziellen Parkinson-Übungen hat Desitin zusammen mit Herrn Prof. Dr. med. Georg Ebersbach entwickelt. Die Übungen sollen Menschen mit Parkinson helfen, so lange wie möglich beweglich und aktiv im täglichen Leben zu bleiben.
Das Desitin Redaktionsteam besteht aus den Bereichen Medical Affairs und Product Management. Um Ihnen die besten Inhalte zu bieten, arbeiten wir zusätzlich mit Expertinnen und Experten zusammen. Das Team wird um ausgewählte Ärztinnen und Ärzte sowie Fachjournalistinnen und Fachjournalisten ergänzt. Diese schreiben regelmäßig für uns und bereichern desitin.de mit ihren fachlichen Beiträgen. Schreiben Sie uns bei Fragen auch gerne eine E-Mail an info@desitin.de.
1 Dakof, G. A., & Mendelsohn, G. A. (1986). Parkinson's disease: the psychological aspects of a chronic illness. Psychological Bulletin, 99(3), 375. https://doi.org/10.1037/0033-2909.99.3.375
2 Garlovsky, J. K., Overton, P. G., & Simpson, J. (2016). Psychological predictors of anxiety and depression in Parkinson's disease: a systematic review. Journal of clinical psychology, 72(10), 979-998. https://doi.org/10.1002/jclp.22308
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