Infos über L-Dopa, Eiweiß & eine
ausgewogene Ernährung
Verfasst von: Desitin Redaktionsteam
Es gibt keine spezielle Ernährung oder Diät, die bei Parkinson eine Heilung bewirken kann. Dennoch ist es mit einer zielgerichteten Kost und bestimmten Maßnahmen oft möglich, die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern und auch den Genuss und die Freude am Essen wiederzufinden. Denn gerade für Parkinson-Patientinnen und Patienten ist die Nahrungsaufnahme aufgrund von Schluckstörungen, Verdauungsstörungen und vermindertem Geruchs- und Geschmacksempfinden häufig problematisch.
Bei der Einnahme des Parkinson-Medikamentes L-Dopa ist außerdem Vorsicht beim Verzehr von Eiweiß geboten. Zwar ist Eiweiß ein wichtiger Nährstoff und Bestandteil einer gesunden Ernährung, da Proteine sättigen und gleichzeitig ein wichtiger Baustein für Zellen und Muskeln sind. Doch Eiweiß kann die Wirkung von L-Dopa beeinträchtigen, da es seine Aufnahme hemmt. Auch hierfür haben wir wichtige Ernährungstipps & Informationen für Sie zusammengestellt.
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Gesunde Ernährung ist vor allem entscheidend, um einer Mangelernährung vorzubeugen. Häufig verlieren Parkinson-Patientinnen und Patienten an Körpergewicht. Sie haben weniger Appetit und Schwierigkeiten beim Essen, zum Beispiel aufgrund von Schluckstörungen und Verdauungsproblemen. Die Ausprägung der Parkinson-Erkrankung kann beim Überwiegen von Steifigkeit und Unbeweglichkeit zudem mit einer verminderten Kalorienaufnahme einhergehen, weshalb in jedem Fall eine Kontrolle des Körpergewichts erfolgen sollte. Patientinnen und Patienten, deren Krankheitsbild durch starkes Zittern gekennzeichnet ist, weisen häufig einen erhöhten Stoffwechselumsatz auf und verlieren auch durch die ständige Muskelaktivität an Gewicht.1 Überbewegungen können ebenfalls zu Gewichtsverlust führen. Die Betroffenen müssen deshalb vielfach mehr Kalorien zu sich nehmen.
Eine gesunde und ausgewogene Kost ist auch nötig, damit der Körper mit Ballaststoffen, wichtigen Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und Proteinen versorgt wird. Das hilft nicht nur dabei, so weit wie möglich bei Kräften zu bleiben, sondern dient auch der Vermeidung von Begleiterkrankungen wie Osteoporose, die durch die körperliche Inaktivität begünstigt werden. Daher ist die Aufnahme von Vitamin D, K, Kalzium und Magnesium wichtig. Ballaststoffe verbessern außerdem die Verdauung und wirken so einer Verstopfung entgegen. Insgesamt beeinflusst die Ernährung das Wohlbefinden ganz erheblich und hat auch Auswirkungen auf den Effekt der Medikamente, insbesondere die Therapie mit L-Dopa1,2.
Neben Riech- und Schlafstörungen gehört eine gestörte Magen-Darm-Motilität (Beweglichkeit), zu den Frühsymptomen bei Parkinson. Jede/r vierte Patient*in leidet bei Diagnosestellung an einer Verstopfung. In der Folge kommt es auch zu Symptomen im Bereich des gesamten Gastrointestinaltrakts3.
Wieso parkinsonbedingte Verdauungsstörungen zur Mangelernährung führen können
Aufgrund verschiedener Störungen im Verdauungsapparat ist die Nahrungsaufnahme für viele Patientinnen und Patienten echte Schwerstarbeit. Daraus kann leicht eine Mangelernährung entstehen.
Nun die wichtigsten Informationen und Ernährungstipps bei Verdauungsstörungen durch Morbus Parkinson.
PDF zu Störungen des Magen-Darm-Bereichs bei Morbus Parkinson
Infos und Tipps zum Umgang mit Verdauungsproblemen bei Morbus Parkinson
Autor: Prof. Dr. med. Wolfgang H. Jost
Die Parkinson-Krankheit ist nicht nur durch motorische Symptome wie Zittern und Steifheit gekennzeichnet, sondern kann auch verschiedene Verdauungsprobleme verursachen. Diese Verdauungsprobleme können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen und die Nahrungsaufnahme erschweren. Zu den häufigsten Verdauungsproblemen bei Parkinson-Patienten gehören Schluckstörungen, Magenentleerungsstörungen und Verstopfung. Darüber hinaus können ein verminderter Geruchs- und Geschmackssinn den Appetit und den Genuss am Essen beeinträchtigen. Es ist daher wichtig, dass Parkinson-Patienten und ihre Betreuer über diese Probleme informiert sind und wissen, wie sie durch geeignete Ernährungsstrategien und -tipps angegangen werden können.
Menschen mit Morbus Parkinson verfügen in der Regel über genauso viel oder sogar weniger Speichel im Vergleich zu Gesunden. Da Parkinson-Patientinnen und Patienten jedoch seltener und weniger schluckt, sammelt sich häufig mehr Speichel im Mund.
Andersherum kann es bei Parkinson auch zum Phänomen der akuten Mundtrockenheit (Xerostomie) aufgrund verminderter Speichelproduktion kommen.
Schluckprobleme (Dysphagie) beim Parkinson-Syndrom sind ein weit verbreitetes, lange bekanntes Symptom. Manchmal können die Schluckbeschwerden auch abhängig von der Parkinsonmedikation sein. Sie treten bei fester und flüssiger Nahrung auf und führen häufig zum Verschlucken.
Die Patientinnen und Patienten können eine spezielle Kost, eine sogenannte Dysphagie- oder Breikost empfohlen werden, bzw. die Vermeidung der Aufnahme großer Essensstücke. Manche Betroffene berichten wiederum, dass feste Nahrung besser geschluckt werden könne als flüssige. Als ungeeignet erweisen sich meist Speisen von körniger, trockener, faseriger oder harter Konsistenz – sie sind beim Kauen schwerer kontrollierbar bzw. schwer zu kauen. Es ist außerdem wichtig, alles vollständig herunterzuschlucken bevor getrunken wird.
Häufig klagen Parkinson-Patientinnen und Patienten über Sodbrennen oder Völlegefühl. Meist ist eine verzögerte Magenentleerung die Ursache, die bei Betroffenen typischerweise auftritt. Das bedeutet, dass es zwei und mehr Stunden dauern kann, bis der Mageninhalt weitertransportiert wird. Infolgedessen quält die Betroffenen nach den Mahlzeiten nicht selten ein Druckgefühl über dem Magen und ein frühes Sättigungsgefühl.
Die Verstopfung (Obstipation) gilt als ein sehr häufiges Symptom beim Parkinson-Syndrom. Die Verstopfung kann schon Jahre vor der Erkrankung auftreten. Bei Diagnosestellung haben etwa 25 Prozent, im Verlauf sogar ca. 75 Prozent der Betroffenen eine relevante Verstopfung. Zum einen spielt der verzögerte Transport des Darminhalts aufgrund der reduzierten Darmbewegung eine Rolle. Zum anderen werden die Medikation, verminderte Muskelspannung sowie degenerative Veränderungen in den Nervenzellen sowohl im Gehirn als auch in der Darmwand bei Parkinson-Patientinnen und Patienten als Ursachen genannt. Mangelnde körperliche Aktivität, verminderte Flüssigkeitsaufnahme oder ballaststoffarme Nahrung können das Problem der Obstipation verstärken.
Mit zunehmendem Alter verlangsamen sich viele Funktionen des Körpers ohnehin schon. Dies trifft in besonderem Maße auf die Verdauungstätigkeit zu. Die Parkinson-Erkrankung verschärft das Beschwerdebild zusätzlich. Verstopfungen zeigen sich übrigens nicht nur durch einen schweren Stuhlgang, sondern auch bereits durch eine verminderte Stuhlfrequenz. Die Spanne für einen gesunden Stuhlgang ist allerdings sehr groß und individuell. Gehen Sie jedoch weniger als drei Mal pro Woche oder häufiger als drei mal pro Tag zur Toilette, könnten Verdauungsprobleme die Ursache sein.
Um den Verstopfungen entgegenzuwirken, ist die Aufnahme einer ballaststoffreichen Ernährung sinnvoll. Ballaststoffe werden vom Körper nicht verdaut, nehmen aber im Darm durch Wasseraufnahme an Volumen zu und erhöhen somit den Druck auf die Darmwände – was wiederum für eine beschleunigte Verdauung sorgt. Dies trifft insbesondere für faserreiche pflanzliche Nahrungsmittel zu. Dazu zählen Gemüse, Getreide und Obst, die einen unterschiedlich hohen Anteil an Faserstoffen enthalten. Besonders faserreich sind Vollkornprodukte, die die faserreiche
Hülle des Getreides beinhalten.
Damit Ballaststoffe ihre beabsichtigte Wirkung entfalten, ist die gleichzeitige Aufnahme von Wasser erforderlich. Ausreichende Trinkmengen sind sehr wichtig, zumal im Alter das Durstgefühl als Indikator des Flüssigkeitshaushaltes wegfällt. Als Grundregel kann hierbei die Aufnahme von 2,5 l am Tag gelten, wobei im Einzelfall, z.B. bei Herzerkrankungen, davon abgewichen werden muss.
Dass Riechen und Schmecken zusammengehören, haben die meisten Menschen selbst schon einmal erfahren, wenn etwa im Zuge einer Erkältung plötzlich alle Speisen fade schmecken. Parkinson-Patientinnen und Patienten leiden aufgrund ihrer Krankheit häufig unter vermindertem Geruchs- und Geschmackssinn. Das schmälert den Appetit und den Genuss am Essen. Um der Mangelernährung vorzubeugen, ist hier geschmackliche Anregung gefragt.
Wenn es aufgrund der aufgeführten Beschwerden zu einem Gewichtsverlust und einer Mangelernährung kommt, bleibt dies nicht folgenlos. So ist ein vermindertes Körpergewicht assoziiert mit einer Verminderung der Knochendichte, woraus dann vermehrte Knochenbrüche und Krankenhausaufenthalte resultieren 4,5.
Häufig tritt Gewichtsverlust vor allem bei älteren Patientinnen und Patienten auf 6. Dabei wird beobachtet, dass eine Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit mit Gewichtsverlust einhergeht – im Gegensatz zu Betroffenen ohne Gewichtsverlust. Darüber hinaus zeigte sich die Parkinson-Symptomatik bei Patientinnen und Patienten mit Gewichtsverlust verstärkt, d. h. auch hier besteht ein Zusammenhang zwischen Fortschreiten der Krankheit und Gewichtsverlust.7
Bei ihrer Ernährung sollten Parkinson-Patientinnen und Patienten darauf achten, dass ihr Essen energiereich ist, um ihre Kräfte und Fähigkeiten weitestgehend zu erhalten. Auch Süßes ist hier durchaus erlaubt, zumindest in Maßen. Wichtig ist, dass s zu einer Versorgung mit Energie kommt und ggf. eine Gewichtszunahme erfolgt.
Die Aufnahme der Parkinson-Medikation geschieht in aller Regel über den Magen und wird daher durch die Nahrungsaufnahme beeinflusst. Das gilt insbesondere für die Therapie mit L-Dopa, da dies selbst eine Aminosäure ist. L-Dopa wird durch die Darmwand transportiert und konkurriert dabei mit anderen Aminosäuren aus der Nahrung. Eine eiweißreiche Ernährung hat aus diesem Grund einen negativen Effekt auf die Aufnahme des L-Dopa. Denn auch Eiweiß wird über die selben Transportkanäle aufgenommen wie L-Dopa. Der Darm kann über eine bestimmte Zeiteinheit auch nur eine bestimmte Menge an Nährstoffen aus der Nahrung an das Blut weiterleiten. Wird diese begrenzte Menge bereits durch eine große Menge Eiweiß belegt, besonders nach der Aufnahme besonders eiweißreicher Mahlzeiten wie Fleisch oder Fisch, kann weniger L-Dopa aufgenommen werden, wodurch die Wirksamkeit verringert wird.
Aufgrund der Wechselwirkungen zwischen Nahrungsproteinen und der Pharmakokinetik Aufnahme von Levodopa wird den Patientinnen und Patienten unter L-Dopa-Therapie empfohlen, das Medikament auf leeren Magen einzunehmen2. Im Idealfall eine halbe Stunde vor oder eine Stunde nach dem Essen. Zusätzlich sollte die notwendige Eiweißmenge in kleinen Portionen über den Tag verteilt aufgenommen werden und nicht in einer großen Mahlzeit. Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Kost, die auf viel leicht verdauliches Gemüse und Ballaststoffe setzt, unterstützt dies ohnehin. Auf Eiweiß verzichten sollten Parkinson-Patientinnen und Patienten aber auf keinen Fall.
Sowohl die motorischen als auch die nicht-motorischen kognitiven Parkinson-Symptome führen mit der Zeit häufig zu signifikantem Bewegungsmangel. Dieser erhöht die Anfälligkeit für Osteoporose, also die Degeneration der Knochen. Doppelt gefährlich, weil Betroffene zudem häufig an Problemen mit den Halte- und Stellreflexen leiden, was zu erhöhter Sturzgefahr und - zusammen mit Osteoporose - zu einem erhöhten Risiko von Knochenbrüchen führt. Wie bereits bei den Enrährungstipps erwähnt, kann die richtige Ernährung die Knochen stärken und das Risiko für Frakturen und Osteoporose reduzieren.
Calcium spielt hierbei eine Schlüsselrolle, ebenso wie Vitamin D. Im Schnitt verliert ein Mensch 300 mg Calcium täglich, durch Schweiß und Ausscheidungen (Stuhl und Urin). Bei Parkinson-Patientinnen und Patienten kann diese Menge sogar noch erhöht sein, da auch das vegetative Nervensystem betroffen ist. Dadurch kann es - vor allem in der Nacht und anfallsartig - zu vermehrter Schweißbildung kommen. Auch Inkontinenz und häufiger nächtlicher Harndrang (nächtliche Pollakisurie) sind vegetative Störungen bei Morbus Parkinson. Da das in der Nahrung enthaltene Calcium nur zu etwa einem Drittel durch den Körper aufgenommen werden kann, sollte man mindestens 900 - 1000 mg Calcium pro Tag durch die Nahrung aufnehmen.
Auch Vitamin D ist für die Knochen wichtig, weshalb man auf ausreichende Aufnahme achten sollte. Vitamin D wird vor allem bei Sonneneinstrahlung über die Haut produziert. Ein ausreichender Aufenthalt im Freien ist jedoch für Parkinson-Patientinnen und Patienten nicht immer möglich. Auch reicht die Sonneneinstrahlung in unseren Breitengraden oft nicht aus, vor allem im Winter nicht. Hier wird die Einnahme über Tabletten oder Tropen empfohlen, was jedoch mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden sollte. Gute Vitamin D Lieferanten sind außerdem Eier, Avocados, Fisch und Fleisch. Zudem unterstützt Vitamin D die Aufnahme von Calcium.
PDF Merkblatt zur Ernährung bei Morbus Parkinson als Download
Infos und Tipps zur optimalen Ernährung und Essgewohnheiten bei Morbus Parkinson
Autor: Prof. Dr. med. Dirk Woitalla
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1 https://www.desitin.de/wp-content/uploads/2019/09/Parkinson_Ernaehrung.pdf?bereich=patientenbereich - Prof. Dr. med. Dirk Woitalla
2 Wang L et al. (2017) Protein-Restricted Diets for Ameliorating Motor Fluctuations in Parkinson's Disease. Front. Aging Neurosci. 9:206. doi: 10.3389/fnagi.2017.00206
3 https://www.desitin.de/wp-content/uploads/2019/09/Magen-Darm-Bereichs.pdf?bereich=patientenbereich - Prof. Dr. med. Wolfgang H. Jost
4 Abou-Raya, S., Helmii, M. & Abou-Raya, A.: Bone and mineral metabolism in
older adults with Parkinson’s disease. Age Ageing 38: 675–80 (2009).
5 Invernizzi, M., Carda, S., Viscontini, G. S. & Cisari, C.: Osteoporosis in Parkinson’s
disease. Parkinsonism Relat Disord 15: 339–46 (2009).
6 25. Chen, H., Zhang, S. M., Herna, M. A., Willett, W. C. & Ascherio, A.: Weight Loss in
Parkinson’s Disease. Ann Neurol 676–679 (2003).
7 Dissertation Denise Bernhardt, Medizinische Fakultät der Universität Ulm, 2016
Weitere Quellen:
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