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Verfasst von: Desitin Redaktionsteam

Diagnose

Wenn Sie selbst oder Angehörige das erste Mal einen Krampfanfall erlitten haben, dann ist die Sorge groß. Schnell steht der Verdacht auf Epilepsie im Raum und dieser sollte auch zügig untersucht werden. Denn ein Krampfanfall kann ein Hinweis auf eine entzündliche Hirnerkrankung oder strukturelle Veränderungen des Gehirns sein, etwa durch Kopfverletzungen. Ein Anfall ist in erster Linie nämlich ein Symptom und nicht automatisch ein eigenständiges Krankheitsbild. Hinter Krampfanfällen können somit verschiedenste akute und chronische Ursachen stecken, von Kopfverletzungen, über Stoffwechselerkrankungen, bis hin zu Hirnblutungen. Nicht jeder Anfall ist deshalb gleichbedeutend mit einer Epilepsie. Und nicht jeder einmalige Anfall führt überhaupt zu einer Therapie. 

Ab wann spricht man von Epilepsie? 

  • wenn zwei nicht provozierte Anfälle oder Reflexanfälle auftreten, zwischen denen mehr als 24 Stunden liegen. 
  • wenn nach einem nicht provozierten Anfall oder Reflexanfall eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 60 % besteht, dass innerhalb der nächsten 10 Jahre ein weiterer Anfall auftritt. 
  • wenn, unter Berücksichtigung der ärztlichen Befunde, des EEGs, der Symptomatik des Krampfanfalls und weiterer Aspekte durch die Ärztinnen und Ärzte ein Epilepsie-Syndrom diagnostiziert wird. 

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"Ein epileptischer Anfall ist ein Krankheitszeichen. Dahinter stehen viele Erkrankungen. Der Arzt, der also erstmalig mit einem Anfall konfrontiert ist, muss erstmal entscheiden, ob das wirklich ein epileptischer Anfall ist und muss dann die Frage stellen, was die mögliche Ursache für das Auftreten eines solchen Anfalls ist."

- Prof. Dr. Christian Elger, in Folge 1 unseres Epilepsie 360° Podcasts für Patientinnen und Patienten

Wie werden epileptische Anfälle untersucht? 

Entsprechend der zahlreichen möglichen Auslöser und Ursachen muss im Rahmen der Diagnose also nicht nur abgeklärt werden, ob es sich überhaupt um einen epileptischen Anfall, einen einmaligen Krampfanfall oder einen Fieberkrampf handelt, sondern im Falle von Epilepsie auch, um welche spezifische Form es sich handelt.

Nur so kann die optimale Behandlung eingeleitet werden. Anfallskontrolle oder Anfallsfreiheit mit spezifischen Medikamenten, sogenannten Anfallssuppressiva, zu erreichen, ist nämlich nur eines von weiteren möglichen Behandlungszielen. Steckt hinter den epileptischen Anfällen eigentlich eine andere akute oder chronische Grunderkrankung, so muss in erster Linie diese behandelt werden. Zum Beispiel bei einer Meningitis, einem Glucosetransporterdefekt Typ 1 (genetisch bedingte Stoffwechselbesonderheit), bei Kopfverletzungen oder bei chronischen Entzündungen des Gehirns infolge einer Autoimmunerkrankung. Wird die eigentliche Ursache dieser strukturellen, metabolischen oder infektiösen Epilepsien behandelt, bessert sich in der Regel auch das Anfallsgeschehen. Meist ist jedoch eine lebenslange Einnahme von Anfallssuppressiva zur besseren Anfallskontrolle und/oder zum Erreichen der Anfallsfreiheit notwendig. Doch auch unter diesen Umständen ist ein langes, glückliches und selbstbestimmtes Leben häufig möglich und die Prognose oft gut. Ein Großteil der Patientinnen und Patienten kann mithilfe der Medikamente anfallsfrei werden.

"Die Epilepsie gilt als die am besten zu behandelnde Erkrankung der Neurologie." 
— Prof. Dr. Christian Elger, in der Folge 1 unseres Epilepsie 360° Podcasts für Patientinnen und Patienten 

Die zahlreichen verschiedenen Formen von epileptischen Anfällen und nicht-epileptischen Krampfanfällen machen eine Diagnose jedoch nicht immer ganz einfach. Die Diagnostik nach einem Krampfanfall erfolgt deshalb besonders sorgfältig und es stehen eine Vielzahl an möglichen Tests und Untersuchungen zur Verfügung, um festzustellen, ob es sich bei einem Anfall wirklich um eine Epilepsie oder um ein anderes Krankheitsbild handelt. 

Dafür ist auch ein ausführliches Gespräch zwischen Ärztinnen und Ärzte und Patientinnen und Patienten wichtig. Hierbei stellen Ärztinnen und Ärzte zahlreiche Fragen, um die Vorgeschichte, die aktuellen Symptome sowie die Lebensgewohnheiten von Patientinnen und Patienten in Erfahrung zu bringen (=Anamnese). Bei einer Fremdanamnese werden auch Angehörige z. B. nach dem Verlauf eines Anfalls oder verschiedener anderer Anzeichen befragt. 

Bewährt bei der Diagnostik hat sich auch die Aufnahme eines Anfalls auf dem Smartphone durch Angehörige. Dieses Video kann dann den Ärztinnen und Ärzte vorgespielt werden. : Im Gespräch mit den Ärztinnen und Ärzte können auch Fragen gestellt werden, die für Sie im ersten Moment nicht mit dem Anfall zusammenhängen, die aber für die Diagnosestellung entscheidend sein können. 

Eine möglichst genaue Dokumentation der Symptome erleichtert den Ärztinnen und Ärzte die Diagnose oft erheblich. Nach der Anamnese folgen dann häufig Elektroenzephalographie (EEG) und Magnetresonanztomographie (MRT)

Die elektrophysiologischen Verfahren wie EEG und Magnetenzephalographie (MEG) und die bildgebenden Verfahren wie das MRT haben zum Ziel, die Hirnaktivität auf Anzeichen für eine Epilepsie zu überprüfen und die Hirnstruktur zu untersuchen, um eventuelle strukturelle Ursachen zu erkennen.

Erste Hilfe bei einem Anfall ist wichtig – und gar nicht so schwer

Erste Hilfe bei epileptischen Anfällen

Erste Hilfe bei epileptischen Anfällen Ein epileptischer Anfall kann auf den ersten Blick angsteinflößend aussehen. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, was genau Patientinnen und […]

Was beim ersten Anfall wichtig ist

Der genaue Ablauf eines Anfalls, den Außenstehende wahrnehmen, und das subjektive Erleben, welches bei den Betroffenen selbst damit einhergeht, liefern mögliche Rückschlüsse darauf, um was für eine Art Anfall es sich handelt und damit möglicherweise auch die Ursache.

Das Wichtigste beim Beiwohnen eines epileptischen Anfalls ist es, Hilfe zu leisten und der Betroffenen oder dem Betroffenen beizustehen. Hilfreich kann es sein, auf folgende Aspekte zu achten:

  • Wie lange dauerte der Anfall?
  • Trat der Anfall im Schlaf oder im Wachzustand auf?
  • Wenn im Schlaf, wie lange nach dem Einschlafen? 
  • Wenn im Wachzustand, wie lange nach dem Aufwachen? 
  • Ist der* die Betroffene gestürzt? 
  • Was war das erste Anzeichen des Anfalls (Ein Schrei, Zuckungen, Sprachstörungen o.ä.)
  • Kam es zum Verlust der Körperspannung? 
  • Waren die Augen geöffnet oder geschlossen? 
  • Waren die Augen verdreht und, wenn ja, in welche Richtung? 
  • Waren die Pupillen geweitet? 
  • War die Atmung flach, tief, verlangsamt oder beschleunigt? 
  • Kam es zu Urin- oder Stuhlinkontinenz? 
  • Welche einzelnen Muskeln, Muskelgruppen und Gliedmaßen haben gezuckt? 
  • War der Körper dauerhaft angespannt, oder waren die Zuckungen rhythmisch? 
  • Waren beide Körperhälften gleich stark betroffen? 
  • Kam es zu Automatismen wie etwa Kaubewegungen, Schmatzen, Streicheln oder Reden? 
  • War der*die Betroffene während des Anfalls ansprechbar? Wenn ja, von Anfang bis Ende? 
  • Hat der*die Betroffene während des Anfalls gesprochen? 
  • Hat sich die Haut bläulich oder rötlich verfärbt? 
  • Hat der*die Betroffene vor Beginn des Anfalls eine veränderte Geschmackswahrnehmung, ein aufsteigendes Kribbeln, Schwindel oder andere Wahrnehmungsveränderungen bemerkt? 

Allerdings ist man beim ersten Anfall natürlich nicht auf die Situation vorbereitet und weiß nicht, worauf genau man achten soll. Zudem sind viele Symptome so subtil oder schnell wieder vorbei, sodass Beobachter*innen sie vielleicht gar nicht bemerken. Und auch bei der Frage zum Bewusstsein und zur Ansprechbarkeit der Betroffenen gibt es Abstufungen. So kann das Bewusstsein zum Beispiel für einfache Anweisungen und Fragen ausreichend genug sein, aber nicht für komplexere Zusammenhänge. Oder Betroffene sind zwar voll und ganz bei Bewusstsein und ansprechbar, können jedoch nicht motorisch und sprachlich auf die Fragen oder Anweisungen reagieren.

Das Beste, was Sie als Angehöriger oder Ersthelfer beim erstmaligen Anfall tun können, ist die Ruhe bewahren, der betreffenden Person beizustehen, einen schnellen Blick auf die Uhr zu werfen und einen Notarzt zu rufen. 

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Erste Hilfe bei einem Anfall ist wichtig – und gar nicht so schwer

Erste Hilfe bei epileptischen Anfällen

Erste Hilfe bei epileptischen Anfällen Ein epileptischer Anfall kann auf den ersten Blick angsteinflößend aussehen. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, was genau Patientinnen und […]

Wird im Anschluss an die Anamnese und die Untersuchung mit EEG und / oder MRT die Diagnose Epilepsie gestellt, nehmen Anfallsbeobachtung und Anfallsbeschreibung einen wichtigen Platz im Rahmen der Therapie ein. Sie ermöglichen es, den Behandlungserfolg einzuschätzen, den Alltag auf die Art, Tageszeit und Häufigkeit der Anfälle auszurichten und vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Bemerkt man zum Beispiel, dass die Anfälle meistens am Morgen auftreten, verlegt man das Duschen besser auf den Abend. Gerade dann, wenn es durch die Anfälle häufig zu Stürzen kommt.

Nach der Diagnose ist es auch wichtig, dass Angehörige und/oder betreuende Personen, sowie die Patientinnen und Patienten einen Anfallskalender führen, um den Behandlungserfolg zu kontrollieren, Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und vorbeugende Maßnahmen im Alltag auf Basis der Anfallshäufigkeit, Anfallsdauer und der eventuellen Anfallshäufung zu bestimmten Tageszeiten zu treffen. Auch das subjektive Erleben der Betroffenen selbst ist wichtig. Als betroffene Person kann es hilfreich sein, sich mit folgenden Fragen zu beschäftigen und die Antworten dem ärztlichen Personal mitzuteilen.

Fragen zum Anfallserleben an Betroffene: 

  • Was war das erste wahrgenommene Anzeichen des Anfalls (Gerüche, Geräusche, Geschmack, eigenartige – wie fremdbestimmte – Gedanken etc.)
  • Kam es kurz vor dem Anfall, nach dem Anfall oder während des Anfalls zu optischen oder akustischen Halluzinationen? 
  • Litten Sie vor, während oder nach dem Anfall an Orientierungsstörungen, Verwirrtheit oder Schwindel? 
  • Kam es zu Schweißausbrüchen oder „Gänsehaut“? 
  • Haben Sie Gedächtnislücken oder anderweitige Gedächtnisstörungen?
  • Gibt es mögliche Anfallsauslöser wie großen Stress, Schlafmangel, Drogen- oder Alkoholkonsum? 
  • Kam es direkt nach dem Anfall zu Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel, Lähmungen, Harndrang, Übelkeit oder Sprachstörungen? 

Anfallskalender als PDF herunterladen
Ein Anfallskalender kann helfen, Anfälle festzuhalten und für den Arzt zu protokollieren
Autor: Desitin Arzneimittel GmbH

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Wichtiger Hinweis: Wir sind rechtlich dazu verpflichtet, folgende Informationen ausschließlich Ärztinnen und Ärzte bzw. Menschen mit Gesundheitsberufen zur Verfügung zu stellen. Deshalb sind die Fachartikel rund um Epilepsie ausschließlich mit einem Log-in aufrufbar, z. B. via DocCheck.

Im Falle eines (An)falls

Ein einzelner epileptischer Anfall erfordert normalerweise keine medizinische Hilfe und stellt damit auch keinen medizinischen Notfall dar. Es gibt dennoch einige Maßnahmen, die man im Falle eines Falles ergreifen sollte, um dem*der Betroffenen und dem*der behandelnden Ärzt*in zu helfen. Hier haben wir die wichtigsten Punkte für Sie zusammengefasst. Angefangen von einfachen Maßnahmen, bis hin zu Notfallmedikamenten.

Wann ist ein epileptischer Anfall ein Notfall?

Generalisiert tonisch-klonische Anfälle (GTCS) sehen meist schlimm aus, aber wie sinnvoll ist tatsächlich die Verabreichung eines sedierenden Notfallmedikamentes? Auch in diesem Fall gilt, dass der Patient individuell betrachtet werden muss, z. B. ob dieser einen ersten Anfall erlitten hat oder zu Anfallsserien neigt. Prof. Elger geht auch auf die Frage ein, was bei längeren Anfällen von mehr als 5 Minuten Dauer zu tun ist.

Die ausführliche Anamnese 

Etwa 5% bis 10% der Bevölkerung haben aufgrund unterschiedlicher Ursachen ein erhöhtes Risiko, Anfälle zu erleben. Aber ein einmaliger Anfall bedeutet nicht automatisch, dass Betroffene an Epilepsie leiden. Vor allem dann nicht, wenn sich ein eindeutiger Auslöser identifizieren lässt. 

Verschiedenste Faktoren können akut symptomatische Krampfanfälle auslösen zum Beispiel eine Überdosis an Medikamenten wie Antidepressiva, Vergiftungen oder schädliche Umwelteinflüsse, Schlafmangel, Durchblutungsstörungen oder Unterzuckerung. Ein Anfall kann auch in einem engen zeitlichen Zusammenhang (etwa eine Woche) mit einer akuten dokumentierten Hirnverletzung, etwa nach einer Entzündung oder einer Kopfverletzung, auftreten. Und auch Schlaganfälle können zu akut symptomatischen Anfällen führen, jedoch auch eine Epilepsie begünstigen.

Die genaue Anamnese bzgl. Risikofaktoren wie Ernährung, Lebensstil, Medikamente, Umwelteinflüsse, Psyche und sozialer Status, Anfallserleben und Krankheitsgeschichte, sowie Unfällen und Verletzungen in der Vergangenheit, liefern deshalb entscheidende Hinweise darauf, ob es tatsächlich der erste Anfall war, oder nur der erste motorische Anfall und ob sich dieser einem bekannten Epilepsiesyndrom zuordnen lässt. 

Das ist enorm wichtig, denn während Laien bei der bekannten Symptomatik von sich verkrampfenden oder zuckenden Muskelgruppen, die bei einem generalisierten tonisch-klonischen Anfall (Grand-mal) auftreten, sofort an Epilepsien denken, so kann bei herdförmigen (fokalen) Anfällen genau das Gegenteil der Fall sein. Da es bei Letzteren nicht immer zu Muskelzuckungen oder anderen (für Laien) "typischen" Epilepsiesymptomen kommen muss, werden sie sehr häufig fälschlicherweise mit Kreislaufproblemen assoziiert und Betroffene suchen keine Ärztinnen und Ärzte auf. Bis zum Indexanfall, also jenem Anfall, der schlussendlich zur gesicherten Diagnose einer Epilepsie führt, können deshalb laut einer australischen Studie bis zu zwei Jahre vergangen sein, in denen es bereits mehrfach zu epileptischen Anfällen kam, die aber nicht als solche erkannt wurden. Stattdessen wurden sie zum Beispiel – sowohl von Laien als auch von Ärztinnen und Ärzte – immer wieder fälschlicherweise als kreislauf- oder hitzebedingte Ohnmacht eingeordnet. Außerhalb des Fachbereiches der Neurologie wird die Diagnose einer Epilepsie deshalb häufig verzögert gestellt.

Differentialdiagnostisch sind im weiteren Verlauf außerdem Synkopen, REM-Schlaf-Verhaltensstörungen, ischämische Attacken und psychogene Anfälle auszuschließen. Insbesondere konvulsive Synkopen lassen sich im Rahmen der Anamnese recht gut von epileptischen Anfällen unterscheiden, denn danach gefragt, geben Betroffene häufig an, dass sie sich sehr gut an das gesamte Anfallsgeschehen während der Synkope erinnern können, zum Beispiel an die Reaktion der Ersthelfer, das Eintreffen eines Krankenwagens oder Ähnliches. Bei einem epileptischen Anfall oder psychogenen nicht-epileptischen Anfällen ist die Differentialdiagnose sehr viel schwieriger.

"Der erste Anfall wird in aller Regel nicht als solcher erkannt. Es gibt aus dem australischen Raum eine gute Untersuchung die zeigt, dass bis zum Indexanfall (...) etwa zwei Jahre vorausgehen können, mit mehreren Anfällen, die nicht erkannt werden."

— Prof. Dr. Christian Elger, Podcast Folge 1 "Wann ist es sinnvoll von Epilepsie zu reden?"

Der Epilepsie 360° Podcast für Patientinnen und Patienten & Angehörige

Epilepsie – was ist das überhaupt? Wie können wir Epilepsie - was ist das überhaupt? In dieser Podcastserie beantwortet der Experte Prof. Dr. Christian Elger diese und weitere Fragen rund um das Thema Epilepsie

Mögliche Fragen im Rahmen der Anamnese 

Die folgende Liste an Fragen dient vor allem dem Zweck, sich besser auf das Arzt/Ärztin-Patientinnen und Patienten-Gespräch vorbereiten zu können. Denn es gibt durchaus einige Fragen, auf die man sich als betroffene oder angehörige Person vorbereiten kann. Dies ist zum Beispiel bei Fragen zu Fieberkrämpfen und Erkrankungen in der Kindheit oder zu chronischen Erkrankungen in der familiären Vorgeschichte der Fall. 

Dennoch erhebt diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Und auch, falls Ihr Arzt/ Ihre Ärztin eine oder mehrere dieser möglichen Fragen nicht stellt, so bedeutet dies nicht, dass er oder sie etwas falsch gemacht hat. Stattdessen waren vielleicht andere Anhaltspunkte der Anfallsdokumentation oder weiterer Untersuchungen schon aussagekräftig genug.

Anamnese des Anfalls: 

  • Wie lange dauerte der Anfall? 
  • Welche Symptome traten auf? (s.o. Fragen zum Anfallserleben und zur Anfallsbeobachtung) 
  • War der*die Betroffene während des Anfalls bei Bewusstsein? 
  • War es der erste Anfall? 
  • Wie viele Anfälle gab es in der Vergangenheit? 
  • Zu welcher Tageszeit trat der Anfall auf? 
  • Liefen vorherige Anfälle anders ab? 
  • Litt der*die Betroffene zum Zeitpunkt des Anfalls an Fieber? 
  • Leidet der*die Betroffene unter Schlafmangel, Stress oder anderen psychischen Belastungen? 

Anamnese möglicher Epilepsie Ursachen – Familienanamnese & Krankheitsgeschichte: 

  • Litt der oder die Betroffene als Kind häufig an Fieberkrämpfen?
  • Gibt es in der Familie bekannte Fälle von Epilepsie, Fieberkrämpfen oder Hirnerkrankungen?
  • Wenn ja, welches Verwandtschaftsverhältnis besteht und um welche Form von Anfällen handelte es sich?
  • Litt der oder die Betroffene in der Vergangenheit an einer Hirnhautentzündung?
  • Hatte der oder die Betroffene in der Vergangenheit Kopf- oder Hirnverletzungen infolge eines Unfalls?
  • Wurden diese Verletzungen operiert?
  • Wurden Impfungen immer gut vertragen?
  • Gab es Komplikationen während der Geburt?
  • Gab es Auffälligkeiten oder Erkrankungen während der kindlichen Entwicklung?
  • Nimmt der oder die Betroffene aktuell oder regelmäßig Medikamente ein? Um welche handelt es sich?

Fragen bezüglich psychischer und sozialer Risikofaktoren können ggf. etwas mehr in die Tiefe gehen, wenn sich der Verdacht bezüglich des Einflusses dieser Faktoren auf das Anfallsgeschehen verdichtet. Zum Beispiel können Fragen zum Verhalten als Säugling, Kleinkind oder im Kindergarten an Eltern gestellt werden. Erwachsene oder jugendliche Betroffene können zur Situation und Entwicklung im Beruf oder in der Schule, zu Partnerschaften, Ehe und Beziehungen, zu Hobbys, zum Erziehungsstil der Eltern oder Schwierigkeiten während der Erziehung, zum Umgang mit Suchtstoffen oder zum Stellenwert der Anfälle im Alltag befragt werden.

Erhärtet sich im Rahmen der Anamnese der Verdacht auf Epilepsie, folgen meist EEG und ggf. MRT.

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Eine Epilepsie hat viele mögliche Auslöser und Ursachen

Mögliche Ursachen & Auslöser einer Epilepsie

Ursachen einer Epilepsie: Die Suche nach dem Auslöser. Eines haben alle Epilepsien gemeinsam: Sie haben ihren Ursprung im Gehirn. Als Auslöser kommen jedoch verschiedenste Ursachen infrage.

EEG – Epilepsie-Anzeichen in der Hirnaktivität 

EEG steht für Elektroenzephalogramm

  • Elektro (Strom, Spannung) 
  • Enzephalo (Gehirn, encephalon: Gehirn) 
  • Gramm (Aufzeichnung graphein: schreiben) 

Ein EEG zeichnet – ganz einfach gesprochen – die Gehirnströme auf, oder besser ausgedrückt, es misst die minimale elektrische Spannung auf der Kopfoberfläche. So lässt sich die Aktivität der Nervenzellen messen und visualisieren. Davon haben wir mehr als 50 Milliarden in unserem Gehirn. Durch kleinste elektrische Entladungen kommunizieren diese miteinander, damit unser Gehirn als Schaltzentrale des Körpers funktionieren und Befehle, sowie Informationen empfangen und weiterleiten kann. Durch diese Entladungen entsteht an der Nervenzellwand ein Spannungsunterschied zwischen Innen- und Außenseite in Höhe von 60 bis 100mV (1mV = 1 Tausendstel Volt). Der Auf- und Abbau dieses Spannungsunterschieds lässt sich beobachten. Dabei werden so starke elektrische Felder erzeugt, dass diese auch in einigen Zentimetern Entfernung zur Nervenzelle, nämlich an unser Kopfhaut, gemessen werden können. Bei einem EEG werden also die elektrischen Aktivitäten mittels Elektroden als Kurve bzw. Welle auf einem Computer aufgezeichnet, so dass sie auf einem Bildschirm dargestellt werden können.

Die Summenpotentiale der Nervenzellen werden auf dem EEG-Bildschirm durch mehrere Kurven (in der Regel 8−12 Kurven, bei Bedarf auch mehr) übereinander dargestellt. Man teilt die Wellen nach ihrer Häufigkeit pro Sekunde (Frequenz, also HZ oder 1/s) in verschiedene Gruppen ein.

  • Alphawellen (Frequenz 8 bis 12 Hz): Sie stellen den Grundrhythmus des Gehirns bei geschlossenen Augen dar.
  • Betawellen (Frequenz 13 bis 30 Hz): Sie treten unter der Einwirkung von Sinnesreizen oder bei geistiger Aktivität auf. Treten sie im normalen und entspannten Wachzustand auf, dann können sie ein Anzeichen für die Einnahme von bestimmten Medikamenten sein, etwa von Psychopharmaka.
  • Thetawellen (Frequenz 4 bis 7 Hz): Sie werden auch als Zwischenwellen bezeichnet. Diese Wellenform ist bei Kindern normal, tritt im Jugendalter seltener und bei Erwachsenen nur im Schlaf oder bei starker Müdigkeit auf.
  • Deltawellen (Frequenz 1 bis 4 Hz) Sie treten meistens im Tiefschlaf auf und sind dann auch bei gesunden Menschen normal.

Grundtypen auffälliger EEG-Potenziale 

Das Aufzeichnen der Hirnaktivität zur Diagnose einer Epilepsie ist deshalb sinnvoll, weil trotz der hohen Aktivität des Gehirns und der Vielzahl von Impulsen, die Gehirnaktivität in der Regel recht ausgewogen ist.

Dadurch lassen sich Störungen der ansonsten gleichmäßigen Wellen erkennen, sogenannte Spikes oder Spike-Waves. Diese können unter bestimmten Voraussetzungen Anzeichen für eine Epilepsie sein. Sie werden auch als epileptiforme, epilepsietypische oder epilepsiespezifische EEG-Potenziale bezeichnet. Epilepsietypische Potentiale bestehen sowohl in Spitzen (spikes oder spike-waves), Spitze-Welle-Komplexen (Spike-wave-Komplexe oder Polyspikes) und steilen Wellen (sharp waves). Und diese können wiederum mit und ohne langsame Nachschwankungen auftreten. 

Erfahrungen und Statistik ermöglichen mittlerweile die Formulierung einiger Kriterien, welche die Einordnung bestimmter epilepsietypischer Potenziale erleichtern.

Grundsätzlich definieren sich EEG-Potenziale als epilepsietypisch, wenn sie deutlich häufiger bei Menschen mit Epilepsie als bei Menschen ohne Epilepsie auftreten. Ein epilepsietypisches EEG-Potenzial allein genügt aber in der Regel nicht für eine eindeutige Diagnose.

WICHTIGER HINWEIS: Sie sollten bei der Auswertung des EEGs auf die behandelnden Ärztinnen und Ärzte vertrauen. Wichtig ist vor allem, dass Eltern, Kinder, Jugendliche und Erwachsene Betroffene verstehen, wieso das EEG wichtig ist und welche Aussagekraft es hat. Denn vielen Menschen ist vor dem erstmaligen EEG mulmig, sie fragen sich, wie man sich selbst oder das eigene Kind darauf vorbereiten kann, ob es wehtut und was es zu beachten gilt. Wenn man jedoch weiß, wie wichtig die Untersuchung ist und wie unkompliziert sie abläuft, sind die Personen während der Untersuchung weniger nervös. Und das ist wichtig, denn Aufregung und Nervosität können die Ergebnisse des EEGs beeinflussen und verfälschen. In den nachfolgenden Absätzen informieren wir deshalb über den Ablauf und die optimale Vorbereitung auf ein EEG.

Wie läuft ein EEG ab? 

Zuerst werden auf der Kopfhaut nach einem genauen Schema kleine Elektroden angebracht. In der Regel sind es 21 Stück, die mit einer Haube aus Gummibändern oder Ähnlichem in Position gehalten werden.

Die Elektroden werden mit einer Kochsalzlösung leicht angefeuchtet, auch die Kopfhaut unter den Elektroden wird mit einem Wattestäbchen und Kochsalzlösung eingerieben, damit das EEG besser abgeleitet werden kann. Das kann im ersten Moment etwas kühl am Kopf sein. Die Elektroden werden über Kabel mit der Elektrodeneingangsbox verbunden, die die gemessenen Spannungen filtert, verstärkt und an das Aufzeichnungsgerät weiterleitet.

Die Elektroden selbst senden keinen Strom aus. Ein EEG tut nicht weh und hat auch keine Nebenwirkungen. Manchmal kann die EEG-Haube etwas drücken und Kinder empfinden diese ungewohnte „Situation“ am Kopf als beunruhigend. Parallel zum EEG gibt es die Möglichkeit, eine Videoaufzeichnung der Patientinnen und Patienten vorzunehmen. Diese kann dem Arzt/ der Ärztin bei der Auswertung des EEG sehr hilfreich sein. Während der EEG-Ableitung kann man aufgefordert werden, die Augen zu öffnen und wieder zu schließen oder anderen Anweisungen zu folgen. Die dann auftretenden Veränderungen der EEG-Kurve sind für die Diagnose nützlich. 

Wie kann ich mich selbst oder mein Kind auf ein EEG vorbereiten? 

Das ärztliche Personal wird Ihnen alle notwendig Informationen vor der EEG-Aufnahme mitteilen. Während der EEG-Aufzeichnung werden Sie bequem sitzen oder liegen. Sie sollten sich dann möglichst nicht bewegen, da Muskelbewegungen die Aufzeichnung des EEG stören können. Am besten sollte man daher entspannt und ausgeruht zur Untersuchung kommen. Kindern kann man vereinfacht erklären, dass sie bei der Untersuchung eine Mütze auf den Kopf bekommen und eine Weile ruhig sitzen oder liegen müssen. Hilfreich kann es sein, wenn sich lebhafte Kinder vor der Untersuchung noch etwas bewegen können. Egal ob Schmusetier, Kuscheldecke, Bilderbuch, Hör-CD oder Fläschchen für Säuglinge − wenn ein Kind sich mit einem bestimmten Hilfsmittel leichter entspannt und beruhigen lässt, sollten die Eltern es einfach mitbringen. Haarprodukte wie Haarspray, Gel oder ähnliches sollten vor der Aufzeichnung nicht verwendet werden.

Verschiedene Formen des EEGs 

Da einige epilepsietypische Potenziale nur im Schlaf aufgezeichnet werden können, bereits im Säuglingsalter auftreten, oder weil andere Fragestellungen eine genauere Untersuchung erforderlich machen, gibt es verschiedene EEGs, die an ein routinemäßiges Ruhe-Wach-EEG anknüpfen oder es ersetzen können.

Je nachdem, aus welchem Grund und mit welcher Fragestellung der Arzt/die Ärztin ein EEG anordnet, wird in folgende Ableiteformen unterschieden:

Zu dieser Untersuchung sollten Sie möglichst müde erscheinen, also mit ausreichend Schlafentzug, damit beim EEG die Einschlafphase aufgezeichnet werden kann. Bei einem Schlaf-EEG werden eine Wach-, Müdigkeits- und Schlafphase registriert. Bei Kindern ist darauf zu achten, dass sie nicht während der Anfahrt zur Untersuchung im Auto schlafen. Am besten nehmen Sie eine Begleitperson mit, die das Kind wachhält.

Für diese Untersuchung müssen Sie etwa zwei Stunden Zeit einplanen, sie wird in der Regel als Schlaf-EEG durchgeführt. Zeitgleich werden Muskelbewegungen und Atmung aufgezeichnet und eine EKG-Ableitung mittels entsprechenden Elektroden vorgenommen.

Das ist das normale "Standard-EEG". Es dauert inklusive Vorbereitung etwa 45 Minuten, die eigentliche Aufzeichnung selbst ist nach ca. 20 Minuten beendet. Bei Kindern werden das Anlegen der Elektroden und die Ableitung des EEGs meistens etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Zusätzlich werden noch EKG und die Atmung aufgezeichnet. Auch kann es erforderlich sein, dass weitere Klebeelektroden an bestimmten Muskelpartien aufgebracht und zeitgleich mit dem EEG aufgezeichnet werden.

Bei dieser Untersuchung wird ein Wach-EEG mit gleichzeitiger Video-Aufnahme des Patienten durchgeführt.

Monitoring 

Beim Monitoring handelt es sich um ein Langzeit-EEG mit Video-Aufzeichnung der Patientinnen und Patienten, das aufgrund seiner Dauer und der notwendigen Video-Aufzeichnung einen stationären Aufenthalt erfordert. Für diese lange Ableitungszeit kann keine Mütze aufgesetzt werden. In diesem Fall werden die Elektroden mittels eines Spezialklebers direkt auf der Kopfhaut angebracht. Hierfür werden die Ableitungspunkte mit Hilfe eines Maßbandes bestimmt und mit einem Farbstift auf der Kopfhaut aufgezeichnet. Danach werden die Elektroden mit einem Klebstoff versehen und mit Druckluft angetrocknet. Dieses Verfahren ist schmerzfrei, kann aber durch die Geräuschentwicklung beim Trocknen mit der Druckluft Unbehagen hervorrufen.

  • Da nach dem Anbringen der Elektroden für die Dauer des EEGs keine Kleidungsstücke mehr über den Kopf gezogen werden können, sollte der oder die Betroffene durchgeknöpfte oder mit Reißverschluss versehene Bekleidung am Oberkörper tragen.
  • Nach dem Ablösen der Elektroden können Klebstoffreste im Haar zurückbleiben. Diese sollten vor dem Haarewaschen entfernt werden, eine anschließende Haarspülung erleichtert das Durchkämmen. Bis alle Reste entfernt sind, können jedoch einige Haarwäschen notwendig sein.

Ambulantes Langzeit EEG

Die Anbringung der Elektroden ist wie beim „Monitoring“ beschrieben. Die Patientinnen und Patienten werden an einen tragbaren Klein-Computer angeschlossen und können anschließend wieder nach Hause gehen. Es muss darauf geachtet werden, dass der Computer nicht beschädigt wird und dass man sich während der Aufzeichnung möglichst ruhig verhält.

Welche EEG Aktivität bei welchen Anfallsformen? 

Die Auswertung des EEGs ist hochkomplex und wird durch den entsprechenden Neurologe*innen oder Neuropädiater*innen vorgenommen. Nicht jede epilepsietypische Veränderung im EEG wird im Abgleich mit den klinischen Befunden bestimmten Epilepsieformen zugeordnet.

Die Erfahrungswerte tausender Untersuchungen, diverser Studien und der behandelnden Ärzt*innen lassen aber einige allgemeine statistische Erkenntnisse zu, zum Beispiel zwischen spezifischen EEG-Mustern und Epilepsie-Formen wie dem Lennox-Gastraut-Syndrom vermuten, die aber niemals allgemeingültig sind.1,2

Sowohl epilepsietypische Potenziale während der iktalen Phase als auch ein auffälliger MRT-Befund (Läsionen, strukturelle Veränderungen) nach einem ersten Anfall, können – auch laut Leitlinien – als Hinweis auf eine Epilepsie gewertet werden.3

Stellenwert und Aussagekraft des EEG 

Nach wie vor ist ein EEG Goldstandard und meist unabdingbarer Bestandteil der Diagnose einer Epilepsie. Doch seine Aussagekraft wird vor allem Kombination mit dem klinischen Erscheinungsbild und anderen Diagnosemöglichkeiten verstärkt.

Das EEG allein gibt nur in den seltensten Fällen genug Aufschluss darüber, ob und welche Form der Epilepsie vorliegt und wie eine optimale Behandlung aussieht. Es wird als Standard-Verfahren im Rahmen der Diagnose eher zur Bestätigung einer Verdachtsdiagnose verwendet und kann dabei helfen, die Art der Epilepsie genauer zu bestimmen. Die Verdachtsdiagnose Epilepsie basiert im Alltag deshalb vor allem auf der Anfallsbeschreibung und ausführlichen Anamnese, sowie der Krankheitsgeschichte der Betroffenen, während das EEG die Absicherung und Differentialdiagnostik unterstützt.

Besonders aussagekräftig ist ein EEG dann, wenn es während eines Anfalls (iktal) erstellt wird. Das gelingt aber nur selten. Doch auch zwischen den Anfällen, also im anfallsfreien Intervall (interiktal oder interiktual) hat ein EEG eine gewisse Aussagekraft, denn die epilepsietypischen Potenziale können nicht nur iktal auftreten.

Und selbst während eines Anfalls - also iktal - kann ein EEG unauffällig bleiben. Nämlich dann, wenn die entsprechende fokale elektrische Aktivität in tieferliegenden Hirnabschnitten stattfindet, welche vom EEG auf der Kopfhaut nicht erfasst werden können. Wie etwa einfache fokale Anfälle mit eher unauffälliger motorischer Symptomatik, also etwa Auren oder kurzen Myoklonien, die im typischen Ruhe-Wach-EEG über die Kopfhaut (auch Skalp-EEG) deutlich schlechter nachweisbar sind als andere Epilepsie-Formen, nämlich nur bei etwa 40 % der Fälle. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die fokale Aktivität in den entsprechend kleinen Arealen der Großhirnrinde nicht immer an der Kopfhaut messbar ist.

Die Wahrscheinlichkeit, dass während einer anfallsfreien Phase epilepsietypische Potenziale gemessen werden, liegt nach dem dritten EEGs in etwa bei 70%, nach nur einem EEG bei 53%.4 Dies gilt für Ruhe-Wach-EEGs und variiert je nach Epilepsie- und Anfallsform.

Um die Aussagekraft eines EEGs in anfallsfreien Intervallen zu verbessern, können Ärztinnen und Ärzte während des EEGs verschiedene Reize anwenden, um epilepsietypische Potenziale zu provozieren, zum Beispiel Lichtreize, Schlafentzug oder Hyperventilation (=beschleunigtes Atmen).

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Fortbildungen aus den Bereichen Neurologie, Neuropädiatrie und Seltene Erkrankungen

Weitere wichtige Erkenntnisse über EEG-Potenziale:

Jedoch gibt es auch Fälle von Menschen, die jahrelang an Anfällen leiden, aber niemals Auffälligkeiten im EEG gezeigt haben. Und ebenso zeigen sich auch bei gesunden Menschen ohne Epilepsie teilweise epilepsietypische Potenziale, ohne dass es jemals zu einem Anfall kommt. Eine Epilepsie kann bei einem unauffälligen EEG also nicht ausgeschlossen werden, während ein auffälliges EEG nicht zwangsläufig bedeutet, dass eine Epilepsie vorliegt.

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Erster epileptischer Anfall

Wie lautet das richtige diagnostische Vorgehen und welche Rolle spielen dabei (Fremd)-Anamnese, EEG und Bildgebung? Prof. Dr. med. Hajo Hamer gibt Ihnen in diesem interaktiven eLearning einen Überblick zur Differentialdiagnose und Therapie.

Von der Semiologie zur Diagnose

Häufig ist es für Ärztinnen und Ärzte nicht immer einfach einen epileptischen Anfall eindeutig zu diagnostizieren und zu therapieren. In dieser Online-Fortbildung gibt Ihnen Prof. Dr. med. Jörg Wellmer mittels eines interaktiven eLearnings Hilfestellungen.

MRT und fMRT – Hinweise auf strukturelle Epilepsien 

Da epileptische Anfälle auch ein Anzeichen für eine andere Erkrankung bzw. strukturelle Veränderung im Gehirn sein können, etwa durch Hirnhautentzündungen, Stoffwechselstörungen, Läsionen oder Tumore, wird mit einem MRT nach solchen Anzeichen gesucht. Nicht nur Tumore oder Schwellungen als Folge von Kopfverletzungen lassen sich erkennen, sondern auch Gefäßfehlbildungen und kleinere Veränderungen können durch die hohe Auflösung und detaillierte Darstellung des Gehirns zuverlässig erkannt werden.

Durch das Magnetfeld werden die normalerweise in unterschiedliche Richtungen ausgerichteten Atome, aus denen der menschliche Körper besteht, in dieselbe Richtung ausgerichtet, also sozusagen geordnet. Dies betrifft vor allem die Wasserstoffatome. Während der Untersuchung sendet das MRT-Gerät Radiowellen aus, welche die gleichmäßig ausgerichteten Atome leicht ablenken. Abhängig vom jeweiligen Gewebe erfolgt diese Ablenkung der Atome mehr oder weniger stark. Nach dem Abschalten der Radiowellen kehren die Atomkerne zurück in die Ausrichtung, in welche das Magnetfeld sie zwingt. Dabei senden sie Signale aus, welche von einem Computer zu Bildern zusammengesetzt werden können.

Vorteil gegenüber anderen bildgebenden Verfahren – wie etwa Röntgen oder Computertomographie (CT) – ist nicht nur, dass es keine schädliche Strahlung braucht, sondern auch, dass die Darstellungs- und Schnittebene frei gewählt werden kann. Sogar dreidimensionale Darstellungen sind dank moderner Rechenleistung möglich.

In den letzten Jahren wuchs die Relevanz der bildgebenden Verfahren im Rahmen der Epilepsie-Diagnose stetig. Heutzutage ist die MRT, neben der Anfallsbeschreibung, Anamnese und der EEG, eine der wichtigsten Säulen der Diagnostik. Sie kommt außerdem für die Prognose von epilepsiechirurgischen Eingriffen zum Einsatz. Während das CT, also das Computertomogramm des Kopfes, zunehmend auf die Notfalldiagnostik beschränkt wird, um Hirnblutungen zu erkennen.

Durch die vorangegangene Anamnese und das EEG kann die vermutete Lokalisation – insbesondere bei fokalen Epilepsien – der beteiligten Hirnregionen eingegrenzt werden. So kann die Planung und Interpretation des MRTs verbessert werden.

Bei Patientinnen und Patienten im jungen Alter suchen Ärztinnen und Ärzte im Rahmen des MRTs vor allem nach gutartigen Missbildungen bzw. Tumoren, während bei Erwachsenen die Suche nach Hirntumoren oder Folgen von Kopfverletzungen im Fokus steht. Bei Patientinnen und Patienten im hohen Alter kommen vaskuläre Erkrankungen hinzu.

Das fMRT 

Bei der fMRT-Untersuchung (funktionelles MRT) wird die Aktivität des Gehirns untersucht und bildlich dargestellt, während Patientinnen und Patienten spezielle Aufgaben lösen. Diese variieren je nach Hirnregion, die auf Basis der Anfallsbeschreibung, des EEGs oder des normalen MRTs beobachten werden sollen. Da die dafür jeweils benötigten Hirnregionen zum Lösen der Aufgaben mehr Sauerstoff und Nährstoffe benötigen, lässt sich dies durch ein MRT abbilden.

Mögliche Aufgaben: 

  • Bestimmte Bewegungen ausführen 
  • Rechenaufgaben lösen 
  • Einzelne Wörter vorlesen oder schreiben 

Routinemäßig stehen vor allem Hirnregionen im Fokus, die maßgeblich mit der Sprachverarbeitung zu tun haben. Besonders wichtig ist ein funktionelles MRT im präoperativen Bereich. Denn die Ergebnisse, vor allem die genaue Lokalisation von Anomalien, welche das MRT darstellt und die Darstellung der Verläufe wichtiger Bahnen für die neuronale Aktivität durch das fMRT, können wie eine Karte zusammengefügt werden. Während der Operation kann diese Karte den Neurochirurg*innen im OP-Mikroskop eingeblendet werden, um Risiken der Operation, also postoperative Defizite, zu minimieren.

Weitere mögliche Untersuchungen: 

  • MEG (Magnetenzephalographie): Sie ermöglicht – im Gegensatz zum EEG – auch die Darstellung schwacher magnetischer Felder in tieferen Hirnregionen. So können epilepsietypische Potenziale im Gehirn besser lokalisiert werden.
  • SPECT und PET: Beide Verfahren werden selten eingesetzt, da sie – wenn auch nur sehr kurz und in geringem Maße – mit radioaktiver Belastung einhergehen. Sie werden vor allem vor geplanten Operationen eingesetzt.
  • Laboruntersuchungen: Sie werden vor allem zur Abklärung infektiöser, metabolischer oder immunologischer Epilepsien verwendet, wenn zum Beispiel ein Verdacht auf eine Enzephalitis oder eine Stoffwechselerkrankung besteht. Um Autoimmunreaktionen als Auslöser für epileptische Anfälle festzustellen, wird vor allem eine Erhöhung der Creatinkinase etwa 24 bis 48 Stunden nach einem tonisch-klonischen Anfall untersucht. Andere Tests können nur durch Spezialeinrichtungen vorgenommen werden, etwa Prolaktinbestimmungen. Blutuntersuchungen und Urinproben zur Untersuchung von Stoffwechselstörungen oder Entzündungsparametern sind ebenfalls möglich.
  • Neuropsychologische Untersuchung & Kognitionstests: Eine Epilepsie kann verschiedenste Auswirkungen auf die Psyche und die kognitive Leistungsfähigkeit haben. Zudem nutzt die Überprüfung nicht nur den Betroffenen, sondern auch den Angehörigen, Lehrer*innen, Erzieher*innen oder Arbeitskolleg*innen. So kann festgestellt werden, ob Teilleistungsschwächen durch die Epilepsie entstanden sind, um Eltern die Angst zu nehmen, dass eventuelle Defizite auf die Erziehung zurückzuführen sind. Lehrer*innen oder Erzieher*innen können sich besser auf die Schwächen der Betroffenen einstellen und auch die Betroffenen selbst machen sich weniger für Fehler oder Probleme verantwortlich, die sie sich bisher nicht erklären konnten. Oft sind sie sich zum Beispiel ihrer guten Fähigkeiten in einigen Bereichen bewusst, erzielen aber, trotz Ehrgeiz und Willen, in anderen Bereichen nur unzureichende Ergebnisse und können sich dies nicht erklären. Oft wird ihnen deshalb auch durch Lehrkräfte oder Eltern Unrecht getan, weil sie Faulheit, Unaufmerksamkeit oder mangelnden Einsatz vermuten. Im Rahmen der Tests können Gedächtnis, Sprachverarbeitung, Lernfähigkeit, das logische Denken bzw. Erfassen von Zusammenhängen, das abstrakte Denken und geistige Flexibilität bzw. Anpassungsfähigkeit überprüft werden.

Was passiert nach der Diagnose? 

Die Diagnose Epilepsie kann Betroffene und Angehörige gleichermaßen ängstigen und verunsichern. Dabei kann eine Anfallsfreiheit durch Anfallssuppressiva häufig erreicht werden. Dass Umfeld und Alltag auf die Erkrankung angepasst werden und nicht-medikamentöse Maßnahmen die Therapie unterstützen, ist essenziell, um eine gute Anfallskontrolle zu erzielen. Tipps rund um den Alltag und möglichen Maßnahmen sind vielseitig und hängen stark von der individuellen Form der Epilepsie ab.

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Zu den Mitwirkenden


1 DocCheck. Lennox-Gastaut-Syndrom. Online verfügbar unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Lennox-Gastaut-Syndrom. Zuletzt abgerufen: April 2021.
2 Roger J, Dravet C, Bureau M. The Lennox-Gastaut syndrome. Cleve Clin J Med 1989;56 (Suppl Pt 2):172-180.
3 Robert S. Fisher,Carlos Acevedo, Alexis Arzimanoglou, Alicia Bogacz, J. Helen Cross, Christian E. Elger, Jerome Engel Jr, Lars Forsgren, Jacqueline A. French, Mike Glynn, Dale C. Hesdorffer, B.I. Lee, Gary W. Mathern, Solomon L. Moshé, Emilio Perucca, Ingrid E. Scheffer, Torbjörn Tomson, Masako Watanabe, Samuel Wiebe. ILAE Official Report: A practical clinical definition of epilepsy. 2014. https://doi.org/10.1111/epi.12550
4 Elisa Baldin, W. Allen Hauser, Jeffrey R. Buchhalter, Dale C. Hesdorffer, Ruth Ottman. Yield of epileptiform electroencephalogram abnormalities in incident unprovoked seizures: A population-based study. 2014 https://doi.org/10.1111/epi.12720

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