Alles über verschiedene Symptome & Anfallsformen
Wie kann man Epilepsie erkennen? Eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome und Anfallsformen können auf eine Epilepsie hinweisen, was die Diagnose der Erkrankung deutlich erschwert. Wichtigstes und bekanntestes Symptom der Epilepsie ist der epileptische Anfall. Allerdings verläuft nicht jeder Anfall gleich; vielmehr variieren die Anfallsformen und ihre Symptome beträchtlich. Aufgrund der starken Unterschiede kann es auch für Fachärzt*innen schwierig sein eine Epilepsie zu diagnostizieren und von anderen Anfällen zu unterscheiden, insbesondere von psychogenen Krampfanfällen, Fieberkrämpfen und akut symptomatischen Krampfanfällen.
Zur Einteilung der sich stark unterscheidenden epileptischen Anfallsformen wird die Definition der Internationalen Liga gegen Epilepsie (International League Against Epilepsy – ILAE) herangezogen.
Nach Definition der ILAE wird eine Epilepsie zunächst anhand ihres Beginns klassifiziert.
Dazu betrachtet die ILAE das äußere Erscheinungsbild des Anfalls:
Des Weiteren gibt es epileptische Anfälle, die keiner der genannten Klassen zuzuordnen sind. Diese gruppiert die ILAE als Anfälle mit mutmaßlicher Ursache. Das Feld der Ursachenforschung in Bezug auf epileptische Anfälle ist hier noch weit und wirft immer neue Fragestellungen auf.
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Im Allgemeinen werden mit der Epilepsie Symptome wie Muskelzuckungen, Verkrampfungen und Bewusstseinsverlust verbunden. Das Spektrum ist jedoch viel breiter.
Auch Gefühls- und Verhaltensänderungen können Teil eines epileptischen Anfalls sein und werden als Krankheitszeichen der Epilepsie verstanden.
Zwar sind die Anfallsformen vielfältig, jedoch treten bei einzelnen Epilepsie-Patient*innen in der Regel nur ein bis maximal drei verschiedene Formen der Anfälle auf. Treten bestimmte Symptome, Abläufe und aktivierte Gehirnregionen regelmäßig zusammen in Erscheinung, kann man diese zu fest definierten Epilepsiesyndromen zusammenfassen. Die Syndrome unterscheiden sich anhand der Epidemiologie (Verbreitung), der Klinik (Ablauf/Symptome des Anfalls) und weiterer Befunde in der Diagnose. Es gibt sowohl fokale (z. B. Rolando-Epilepsie) als auch generalisierte (z. B. Juvenile Absence Epilepsie) Epilepsiesyndrome, die wir zur besseren Übersicht an späterer Stelle in Tabellen für Sie zusammenfassen.
Mögliche Symptome eines epileptischen Anfalls:
Die verbreitete Vorstellung eines epileptischen Anfalls ist dramatisch: Die Patient*innen stürzen und bekommen Krämpfe am ganzen Körper. Allerdings tritt diese Form des Anfalls in der Praxis eher selten auf. Das in der Bevölkerung verbreitete Bild des epileptischen Anfalls entspricht dem sogenannten „Grand mal“-Anfall (oder auch großem Krampfanfall, generalisiert-tonisch-klonischer Anfall). Neben dieser Anfallsform gibt es jedoch viele weitere Formen von Krampfanfällen, angefangen bei der Aura (Sinnesstörungen unterschiedlichster Art) bis hin zu sogenannten Absencen (kurzem Verlust des Bewusstseins), die teilweise nur wenige Sekunden dauern und mit keinerlei Muskelverkrampfungen oder Zuckungen einhergehen.
Zum Download: PDF Epilepsie Anfallsformen
Mögliche Ursachen & Auslöser einer Epilepsie
Ursachen einer Epilepsie: Die Suche nach dem Auslöser Eines haben alle Epilepsien gemeinsam: Sie haben ihren Ursprung im Gehirn. Als Auslöser kommen jedoch verschiedenste Ursachen […]
Der Ablauf eines epileptischen Anfalls ist sehr individuell und kann keinesfalls verallgemeinert werden. Jedoch gibt es bestimmte Epilepsiesyndrome und Anfallsformen, die ein gewisses Muster erkennen lassen. Die wichtigste Unterscheidung findet hier zwischen fokalen und generalisieren Epilepsien statt, die aber auch ineinander übergehen können. Und auch innerhalb dieser Klassifizierung können Anfälle völlig unterschiedlich beginnen und ablaufen.
Bei einigen Formen der Epilepsie gibt es jedoch Vorboten oder Anzeichen, die einen bevorstehenden epileptischen Anfall ankündigen können. Früher wurden diese auch als Aura bezeichnet. Heute weiß man, dass eine Aura, wie z. B. die epigastrische Aura, eigentlich kein Vorbote eines Anfalls ist, sondern eine eigene Anfallsform ist, ähnlich wie die Absencen.
Diese besondere Art von fokalen Anfällen hält oft nur wenige Sekunden an. Zum Beispiel ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend, welches bis zum Hals aufsteigt. Oder Patient*innen haben Halluzinationen, beispielsweise nehmen sie Gerüche wahr, die gar nicht da sind. Auch ein gesteigertes Angstgefühl oder eine veränderte visuelle Wahrnehmung (Lichtblitze, bunte Punkte oder ein eingeschränktes Gesichtsfeld) können auftreten. Auren sind für Ärzt*innen wichtige Anhaltspunkte dafür, die entsprechende Hirnregion einzugrenzen, in welcher die fokalen (herdförmigen) epileptischen Anfälle entstehen.
Vorboten oder Vorahnung eines epileptischen Anfalls bezeichnet man hingegen als Prodrom.
Diese Vorzeichen halten teilweise mehrere Tage an, bevor es zu einem epileptischen Anfall kommt. Einige Anfälle beginnen zum Beispiel auch mit einem leichten Kribbeln in den Fingern. Bei solchen Anzeichen kann es teilweise hilfreich sein, wenn man gezielt mit anderen Reizen gegensteuert. Zum Beispiel kann man dem Kribbeln in der Hand mit einer geballten Faust begegnen. So werden die entsprechenden Zellen im Gehirn bewusst anderweitig beschäftigt. Bei anderen Symptomen, zum Beispiel bei Gedankenkreisen oder der Wahrnehmung nicht vorhandener Gerüche kann es helfen, sich bewusst auf die Atmung zu konzentrieren oder aber Geruchsstimuli zu setzen, z. B. mit Aroma-Ölen. Gelegentlich ist es möglich, beginnende Anfälle so gezielt zu unterbrechen, was aber keinesfalls die Einnahme von Antiepileptika ersetzt.
Sicher haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, welche äußeren Umstände das Auftreten des
einzelnen Anfalls bei Ihrem Kind, sich selbst oder Angehörigen hervorrufen oder zumindest begünstigen könnten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass in fast allen Fällen die epileptischen Anfälle unvorhersehbar – wie aus heiterem Himmel – auftreten.
Spricht man von Epilepsie, so haben viele Menschen das Bild eines Menschen im Kopf, der auf flackerndes Licht mit einem Bewusstseinsverlust reagiert, zu Boden fällt, die Augen verdreht und dann am ganzen Körper krampft oder zittert. Doch das ist nicht das typische Bild einer Epilepsie und lange nicht alle Epileptiker*innen reagieren auf bestimmte Trigger oder Auslöser. Viel mehr ist eines der entscheidenden Merkmale einer Epilepsie, dass Anfälle auch ohne erkennbaren äußeren Reiz bzw. Auslöser auftreten.
Dennoch gibt es auch für Epileptiker*innen Auslöser oder sog. Trigger, welche einen epileptischen Anfall begünstigen können und die man vermeiden sollte, um Betroffenen das Leben zu erleichtern und die Anfallskontrolle zu unterstützen. Diese Trigger sind jedoch sehr individuell und gelten nicht für alle Patient*innen mit Epilepsie. Verkrampfungen und Zittern am ganzen Körper sind außerdem nicht die einzigen Symptome, die einen epileptischen Anfall beschreiben. Sie treten in diesem Ausmaß nur bei einem sog. „Grand-mal-Anfall“ auf. Im Alltag gibt es große Unterschiede zwischen epileptischen Anfällen und ebenso bei den möglichen Ursachen und Auslösern.
Wichtig zu verstehen ist, dass prinzipiell jedes Gehirn mit Anfällen reagieren kann, wenn es stark gereizt wird. Auslöser können zum Beispiel Übermüdung, extreme Witterungswechsel, fieberhafte Infekte, Sauerstoffmangel, Stress, Fieber, Entzündungen des Gehirns oder Kopfverletzungen sein. Auch Alkohol, Drogen und Vergiftungen können solche akut symptomatischen Anfälle auslösen, ebenso wie die Monatsblutung bei Frauen und Mädchen in seltenen Fällen Anfälle begünstigen kann. Hier spricht man jedoch zunächst nur von einem (akut-symptomatischen) Krampfanfall. Rund 10 % der Menschen erleben mindestens einmal im Leben einen solchen Krampfanfall oder Fieberkrampf.
Warum genau solche Trigger insbesondere die Häufigkeit von epileptischen Anfällen bei einigen Patient*innen steigern können, ist nicht abschließend geklärt. Es steht aber fest, dass vor allem Stress den Hormonhaushalt empfindlich verändern und die Schlafqualität verschlechtern kann. Ausreichender Schlaf von mind. acht Stunden, sowie Tipps zum bewussten Stressmanagement können die Anfallskontrolle bei Epilepsie also mitunter entscheidend verbessern. Bezüglich der Schlafdauer ist es übrigens nicht wichtig, ob Sie nun von 22:00 Uhr bis 06:00 Uhr schlafen, oder von 03:00 Uhr morgens bis 11:00 Uhr. Entscheidender ist, dass der Schlaf-Wach-Rhythmus stabil ist und nicht von Tag zu Tag variiert. Mehr Tipps zum Alltag mit Epilepsie finden Sie ebenfalls aus unserer Website.
Vermeidbarer Auslöser Nummer eins ist das absichtliche Weglassen der verordneten Medikamente, ohne Absprache mit den behandelnden Ärzt*innen. Angenehme oder unangenehme Aufregungen allein führen hingegen selten zu epileptischen Anfällen. Dennoch sollte man diese Zusammenhänge genau beobachten, um mögliche psychische und physische Trigger zu erkennen, um diese Situationen zukünftig zu meiden. Das kann epileptische Anfälle zwar nicht vollständig verhindern, aber die Anfallshäufigkeit reduzieren.
Bei manchen besonders veranlagten Kindern und Erwachsenen können auch bestimmte Sinnesreize aus unserem
Alltag epileptische Anfälle auslösen, die auch als Trigger bezeichnet werden. Dazu gehören insbesondere optische Reize (Hell-Dunkel-Kontraste, Flackerlicht), sehr viel seltener aber auch überraschende Geräusche, Berührung oder Schreckmomente. Solche durch äußere Reize ausgelösten Anfälle nennt man Reflexanfälle. Von einer Epilepsie spricht man aber auch dann erst, wenn solche Anfälle auch ohne Reizauslösung auftreten (nicht-provozierte Anfälle)
Erste Hilfe bei epileptischen Anfällen
Ein epileptischer Anfall kann auf den ersten Blick angsteinflößend aussehen. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, was genau Patient*innen dabei erleben, welche Gefahren drohen und […]
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Ein wichtiger Unterschied zwischen Epilepsie und Krampfanfall: Es gibt keinen akuten Auslöser für epileptische Anfälle, sondern eine dauerhafte Ursache wie eine strukturelle Veränderung im Gehirn oder eine chronische Grunderkrankung, die immer wieder zu epileptischen Anfällen führt. Anders formuliert bedeutet das, dass ein Vermeiden der Auslöser akut symptomatischer Krampfanfälle, zum Beispiel durch mehr Schlaf, weniger Stress, weniger Alkohol, oder das Auskurieren einer Fiebererkrankung, das Risiko für einen erneuten akuten Anfall minimieren kann. Das Risiko für den nächsten epileptischen Anfall kann jedoch nicht signifikant durch die Vermeidung individueller Auslöser reduziert werden, da die eigentliche Ursache eine andere ist. Hier gelingt eine Anfallskontrolle, bis hin zur Anfallsfreiheit nur durch eine dauerhafte Behandlung, in erster Linie durch die Einnahme von Antiepileptika.
Von einer Epilepsie beziehungsweise epileptischen Anfällen spricht man erst, wenn diese häufiger und spontan (also ohne einen eindeutigen und akuten Auslöser) auftreten, also als nicht-provozierte Anfälle. Bei vielen Epilepsien bleibt die Ursache sogar ein Leben lang ungeklärt. Andere Epilepsien wiederum haben eine eindeutige Ursache, zum Beispiel können sie als Spätfolge einer Hirnverletzung oder eines Schlaganfalls auftreten. Auch chronische Entzündungen des Gehirns, Stoffwechselerkrankungen und Infektionen können eine Epilepsie verursachen.
Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Epilepsie spielen oft Unfälle oder Tumore eine Rolle, bei älteren Menschen hingegen Durchblutungsstörungen, Schlaganfälle oder Degenerationsprozesse.
Bei Säuglingen und Kleinkindern können Schwangerschaftskomplikationen oder eine Störung der Entwicklung des Gehirns ursächlich sein. Zudem zeigen neuere Untersuchungen, dass es auch genetische Risikofaktoren für die Entwicklung einer Epilepsie gibt. So kann die genetische Veranlagung in einzelnen Familien zwar erhöht sein, vererbbar ist Epilepsie aber nicht.
Abgrenzung epileptischer Anfälle zu anderen Krampfanfällen
Krampfanfall, Fieberkrampf oder Epilepsie – Die Unterschiede Der Ausdruck „epileptischer Anfall" ist eine Sammelbezeichnung für unterschiedlichste Krankheitsbilder; dabei ist nicht jeder einmalige Anfall auch gleichbedeutend […]
Epileptische Anfälle, die nur in Teilen des Gehirns oder in bestimmten Hirnregionen auftreten, werden als fokale Anfälle bezeichnet. Sie gehen immer von einem bestimmten Bereich des Gehirns aus und betreffen meist nur eine Gehirnhälfte. Allerdings können sie sich auch zu einem generalisierten Anfall ausweiten, also auf beide Hirnhälften. Man spricht dann von einem fokal zu bilateral (beidseitig) tonisch-klonischen Anfall (in aller Regel verbunden mit einem Bewusstseinsverlust; früher: sekundär generalisierter Anfall).
Erstmalige und nicht akut-symptomatische Anfälle sind bei Erwachsenen zu ca. zwei Dritteln fokale Anfälle.1 Demzufolge treten fokale Epilepsien, die lediglich Teile des Gehirns betreffen bei Erwachsenen, also weitaus häufiger auf als primär generalisierte Epilepsien, die beide Hirnhälften betreffen. Die häufig auftretenden fokalen Epilepsien sind in der Regel gut therapierbar: Bei etwa 60 bis 70 Prozent der Patient*innen führt die Behandlung einer fokalen Epilepsie mit Antiepileptika zur Anfallsfreiheit.2,3
Man unterscheidet folgende Arten von fokalen Anfällen:
Bei einem komplex-fokalen Anfall nimmt der/die Patient*in den epileptischen Anfall nicht bewusst wahr und kann sich später nicht daran erinnern. Dies ist die bei Erwachsenen am häufigsten beobachtete Anfallsform.
Während eines nicht bewusst erlebten fokalen Anfalls ist eine direkte Ansprache des/der Patient*in nur bedingt möglich. Begleitend zum Anfall können dennoch komplexe Handlungsabläufe durchgeführt werden: So kann es beispielsweise vorkommen, dass der/die Betroffene plötzlich aufspringt und einen Tisch quer durch das Zimmer schiebt. Trotz der aktiven Handlung ist das Bewusstsein während des Anfalls mehr oder weniger eingeschränkt.
Die bewusst erlebten fokalen Anfälle treten in unterschiedlichen Formen auf:
Ein bewusst erlebter fokaler Anfall, der nur wenige Sekunden andauert, wird als Aura bezeichnet. Zum einen können Auren häufig in einen fokalen Anfall mit Bewusstseinsstörung übergehen (der/die Betroffene ist nicht in der Lage, sich an den Anfall zu erinnern). Zum anderen können Auren einem Anfall vorangehen, der sich weiter auf beide Gehirnhälften ausweitet (auch fokal zu bilateral tonisch-klonischem oder sekundär generalisierter Anfall genannt).
Bei bewusst erlebten fokalen Anfällen ist der/die Betroffene häufig ansprechbar und erlebt den epileptischen Anfall mit. Gleichzeitig kann er/sie aber nichts gegen die Symptome unternehmen, wie z. B. gegen das Zucken der Hand.
Welche Anzeichen weisen auf einen fokalen epileptischen Anfall mit nicht motorischem Beginn hin? Die Symptome fokaler Anfälle richten sich nach dem Ursprungsort im Gehirn. Fokale mit nicht motorischem Beginn, äußern sich durch Handlungen, die nicht durch typische Bewegungsmuster gekennzeichnet sind, sondern vielmehr durch Veränderungen von Gefühlen oder anderen Körpervorgängen wie:
Auch die Sinneswahrnehmung des/der Patient*in kann gestört werden. So können Sehen, Hören, Schmecken, Riechen oder Tasten beeinträchtigt werden. Beispielsweise könnte der/die Betroffene Blitze sehen, Geräusche oder Stimmen hören, einen komischen Geschmack im Mund wahrnehmen, etwas Merkwürdiges riechen sowie unter Temperatur-Missempfindungen, Kribbeln oder Lähmungserscheinungen leiden.
Fokale Anfälle mit motorischem Beginn äußern sich durch unfreiwillige Veränderungen der Muskelbewegung (Motorik). Häufig kommt es dabei zu:
Manche Epilepsie-Patient*innen wiederholen ständig bestimmte Handlungsmuster. Dafür gibt es einen medizinischen Begriff: Die sogenannten Automatismen prägen häufig nicht bewusste erlebte fokale Anfälle.
Typische Automatismen bei nicht nicht bewusst erlebten fokalen Anfällen:
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Auren können nach ihrem Erscheinungsbild näher bezeichnet werden.
Dieser fokale Anfall ist für Betroffene häufig schwer in Worte zu fassen. Das Gefühl steigt aus der Magengegend als ein Druckgefühl bis zum Hals auf.
Diese Auren gehen mit Veränderungen des Geruchssinns einher und werden meistens als unangenehm empfunden.
Betroffene erleben einen veränderten Geschmack im Mund, der häufig als „metallisch“ beschrieben wird.
Diese Auren spielen sich auf der Gefühlsebene ab. Es kann zu verstärkter Angst kommen, aber auch zu erhöhten Glücksgefühlen. Die Veränderungen können außerdem als vertraut („deja vu“) oder merkwürdig fremd („jamais vu“) wahrgenommen werden. Dies wirkt sich teilweise direkt auf gedankliche Vorgänge oder sogar die Zeitwahrnehmung aus.
Hier verändert sich der Gehörsinn. Es kann zu akustischen Halluzinationen kommen, die sich von einzelnen Tönen und Geräuschen, bis hin zu Melodien entwickeln können.
Typisch für eine visuelle Aura ist eine veränderte optische Wahrnehmung, z. B. das Empfinden von Verzerrtheit, Lichtblitzen, bunten Punkte oder eines eingeschränkten Gesichtsfeldes.
Es kommt zu seltsamen Körperwahrnehmungen, z. B. Kribbeln und Ameisenlaufen.
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht, bei welchen Epilepsien bzw. Epilepsiesyndromen und in welchem Alter fokale Anfälle auftreten können.
Epilepsie | In welchem Alter tritt sie auf | Typische Anfälle/Auren/Häufigkeit |
---|---|---|
Rolando-Epilepsie | Kinder (3 bis 12 Jahre) | Somatosensible Aura/Gefühlsstörungen, Speichelfluss, Muskelzuckungen auf einer Gesichtshälfte. Häufigste Epilepsie im Kindesalter (ca. 15%).4 Tonische Gesichtskrämpfe beginnen häufig im Schlaf. Sprachunfähigkeit kann auch postiktal (nach dem Anfall) bestehen bleiben. Mildere Bewusstseinseinschränkungen können auch interiktal (zwischen zwei Anfällen) auftreten.5 |
Primäre Lese-Epilepsie | Jugendliche | Verkrampfungen oder Zuckungen des Kiefers, der Zunge oder der Schlundmuskulatur beim Lesen – liest der/die Betroffene trotzdem weiter, kann sich ein sekundär-generalisierter Anfall entwickeln. |
Temporallappen-Epilepsie | Kinder, Jugendliche und Erwachsene | Bewusst erlebte fokale Anfälle, die sich zu nicht bewusst erlebten fokalen Anfällen entwicklen können, die epigastrische (auf den Oberbauch bezogene) Aura ist typisch. Es ist die häufigste Epilepsieform (ca. 40 % aller Epilepsien und 70 % aller fokalen Epilepsien).6 Ursache ist in vielen Fällen eine sogenannte Hippokampussklerose (Ammonshornsklerose; Signalveränderungen des Hippocampus). Diese Veränderungen der Hirnstruktur können durch eine Enzephalitis (Gehirnentzündung), Entwicklungsstörung, neurodegenerative Erkrankungen oder Tumore verursacht werden. Es handelt sich dann um eine strukturelle oder immunologische Epilepsie. |
Frontalllappen-Epilepsie | Kinder, Jugendliche und Erwachsene | Kurze bewusst und nicht bewusst erlebte Anfälle in hoher Frequenz, denen meistens eine Aura vorausgeht. Häufig motorische Symptome wie Strampeln oder Um-sich-Schlagen. Der Kopf wird oft vom Epilepsie-Herd weggedreht, blickt also zur gesunden Seite/Hirnregion. Auch eine Tonisierung (erhöhte Muskelspannung), Speichelfluss, Sprachhemmungen und Aufmerksamkeitsstörungen (Pseudo-Absencen) können auftreten. Etwa 10 % aller fokalen Epilepsien sind Frontallappen-Epilepsien. |
Parietallappen-Epilepsie | Kinder, Jugendliche und Erwachsene | Seltene Form der Epilepsie mit bewusst erlebten fokalen Anfällen, die vor allem durch sensorische Symptome geprägt werden, wie z. B. Schwindel, Ameisenlaufen, Taubheitsgefühle und Halluzinationen (vor allem akustische). Zusätzlich kann sich ein solcher Anfall durch den sogenannten "march of convulsion" (Ausbreitung motorischer und sensibler Symptome von außen nach innen) zu einem Jackson-Anfall entwickeln. Jeder fokale Anfall, der sich durch den "march of convulsion" ausbreitet, wird, unabhängig von seinem eigentlichen Herd/Ursprung als Jackson-Anfall bezeichnet. Auch ein Übergang der Parietallappen-Epilepsie hin zu temporalen und frontalen Anfällen ist möglich, die dann also den Symptomen einer Temporallappen- oder Frontallappen-Epilepsie ähneln.7 |
Okzipitallappen-Epilepsie | Kinder, Jugendliche und Erwachsene | Häufiger sind hier generalisierte Anfälle. Aber auch bewusst erlebte fokale Anfälle sind möglich, die sich schnell zu sekundär-generalisierten Anfällen (auf weitere Hirnregionen) ausweiten. Bei fokalen Anfällen dieser Art sind optische Halluzinationen bzw. eine Wahrnehmung von Blitzen oder Lichtpunkten typisch. Die Okzipitallappen-Epilepsie entwickelt sich häufig zu temporalen und frontalen Anfällen weiter.5 |
Was unterscheidet einen generalisierten von einem fokalen Anfall? Im Gegensatz zu fokalen Anfällen sind bei generalisierten Anfällen immer beide Gehirnhälften betroffen. Fast alle Formen der „generalisierten Anfälle“ beinhalten den Verlust des Bewusstseins. Eine Ausnahme sind in diesem Fall die myoklonischen Anfälle (ruckartigen Zuckungen), bei denen das Bewusstsein meist erhalten bleibt. Typisch für generalisierte Epilepsien sind Krampfanfälle, also Anfälle mit motorischen (die Bewegung betreffenden) Symptomen. Sie treten bei generalisierten Anfällen häufiger auf als bei fokalen Anfällen.
Typische motorische Symptome:
Während eines Anfalls kann die Ausbreitung unterschiedlich verlaufen und das gesamte Hirnareal betreffen. Generalisierte epileptische Anfälle treten in verschiedenen Unterformen auf.
Generell werden Anfälle einer generalisierten Epilepsie in zwei Kategorien unterteilt:
Die meisten generalisierten Anfälle gehen mit einer Bewusstseinsstörung einher, weshalb hier nicht – wie bei den fokalen Anfällen - zwischen bewusst- und nicht bewusst-erlebten Anfällen unterschieden wird.
Treten keine Bewusstseinsstörungen auf, sondern äußert sich der Anfall mit schnellen und ruckartigen Muskelzuckungen? Dann handelt es sich um einen myoklonischen Anfall. Dieser betrifft häufig Kopf und Arme, es können aber auch die Beine beteiligt sein.
Bei einem klonischen Anfall treten länger anhaltende rhythmische Zuckungen auf.
Tonische Anfälle sind gekennzeichnet durch eine andauernde Muskelanspannungen, die länger anhalten kann. Meist dauert ein solcher epileptischer Anfall aber nur wenige Sekunden und er tritt oft im Schlaf auf. Säuglingen und Kindern sind öfter betroffen als Erwachsene. Geht der tonische Anfall in einen klonischen Anfall über, dann spricht man von einem tonisch-klonischen Anfall, dem sog. "Grand-mal-Anfall".
Der tonisch-klonische Anfall oder auch Grand-mal-Anfall ist die am häufigsten mit der Krankheit Epilepsie in Verbindung gebrachte Anfallsform.
Die Symptome dieses epileptischen Anfalls äußern sich meist in einem initialen Schrei des/der Patient*in. Auch von einem Stöhnen berichten Angehörige häufig. Anschließend kommt es zum Bewusstseinsverlust, weshalb auch akute Sturzgefahr zu Beginn eines tonisch-klonischen Anfalls besteht. Dem folgt eine Anspannung der gesamten Körpermuskulatur (tonische Phase), die dann in Zuckungen des Körpers übergeht (klonische Phase). Es kann auch zu vermehrtem Speichelfluss bzw. Schaum vor dem Mund kommen.
Aufgrund des Bewusstseinsverlustes können sich Patient*innen im Nachhinein nicht mehr an den Anfall erinnern kann, es kommt also zu einer Amnesie für die Dauer des Anfalls. Auch die Blaufärbung der Lippen (Zyanose) ist ein typisches Epilepsie-Symptom, wenn es in Zusammenhang mit einem Grand-mal-Anfall auftritt. Die Blaufärbung entsteht durch die Verkrampfung der Atemmuskulatur während des Anfalls, so dass Betroffene keine Luft bekommen. Der Atemstillstand (Apnoe) kann bis zu 30 Sekunden andauern, führt aber nicht zum Ersticken der Patient*innen. Im Anschluss an einen Grand-mal-Anfall sind die meisten Patient*innen sehr erschöpft und müssen sich erholen. Diese Phase der Reorientierung kann ein bis zwei Stunden dauern. Hier kann es gelegentlich zum sog. postiktalen Schlaf kommen.
Die klinische Untersuchung zeigt außerdem folgende Symptome eines Grand-mal-Anfalls:
Ein Grand-mal-Anfall verläuft in zwei Phasen:
1. Phase – tonisch:
2. Phase – klonisch:
Nach dem Anfall
Verliert man die Muskelkraft, spricht man von einem atonischen Anfall. Diese epileptischen Anfälle resultieren häufig in Stürzen.
Epilepsie | In welchem Alter tritt sie auf | Typische Anfälle / Häufigkeit |
---|---|---|
Lennox-Gastraut-Syndrom | Kinder (2 bis 6 Jahre) | Typisch sind mehrere Anfälle pro Tag, wobei keine andere Form der Epilepsie eine so große Vielfalt der Anfallsformen aufweist. Am häufigsten sind tonische Anfälle, die bei 90% der betroffenen Kinder im Schlaf auftreten.8,9 Auch myoklonische Anfälle sind häufig, vor allem wenn das Kind müde ist. Doch auch alle anderen Anfallsformen wie atonische Anfälle, atypische Absencen und auch Grand-mal-Anfälle können vorkommen. Außerdem kann das Syndrom oft zu einem Status epilepticus (SE) führen |
Dravet-Syndrom (SMEI) | Babys / Kleinkinder (3. bis 12. Lebensmonat) | Eine sehr seltene Form der Epilepsie, die bei Jungen häufiger als bei Mädchen auftritt und die geistige Entwicklung beeinträchtigen kann. Sie wird auch als schwere frühkindliche Grand-mal-Epilepsie oder schwere myoklonische Epilepsie im Säuglings- und Kleinkindalter (SMEI = Severe Myoclonic Epilepsy in Infancy) bezeichnet. Symptomatisch äußert sich das Dravet-Syndrom unter anderem durch heftige rhythmische Zuckungen der Muskeln von Armen, Beinen und Gesicht sowie durch Versteifungen der Glieder und des Rumpfes, gepaart mit Bewusstlosigkeit. Die Anfälle wiederholen sich ungewöhnlich rasch und können in einen Status epilepticus münden. |
Kindliche Absence-Epilepsie (CAE = Childhood Absence Epilepsy) | Kinder (4 bis 10 Jahre) | Kurze und eher unkomplizierte Absencen, die für fünf bis zwanzig Sekunden anhalten. Typisch sind kurze Phasen des Starrens, die unvermittelt während einer Aktivität auftreten. Begleiterscheinungen können Schmatzen, Seufzen oder das Flattern der Augenlider sein. Auch leichte Zuckungen des Kopfes sind möglich. |
Juvenile Absence-Epilepsie (JAE) | Jugendliche | Es kommt häufig zu sporadisch auftretenden Absencen, die aber auch mit generalisierten tonisch-klonischen Anfällen und myoklonischen Anfällen einhergehen können, allerdings eher selten. Im Verlauf der Erkrankung kann sich außerdem eine Aufwach-Grand-mal oder eine juvenile myklonische Epilepsie entwickeln. |
Juvenile myoklonische Epilepsie (JME) | Jugendliche (10 bis 18 Jahre) und Erwachsene | Die JME tritt meist zwischen dem 10. und 18. Lebensjahr erstmalig auf. Typisch sind myoklonische Zuckungen (Patient*in ist bei Bewusstsein), die arhythmisch vor allem in Schultern und Armen auftreten. Es kommt auch zum „Wegschleudern“ der Extremitäten, ähnlich wie bei einem elektrischen Schlag. Die Myklonien ohne, oder nur mit leichter Bewusstseinsstörung, können sich zu tonisch-klonischen Anfällen mit Bewusstseinsstörung entwickeln. Meistens treten die Anfälle nach dem Aufstehen auf, vor allem wenn der/die Betroffene unvermittelt geweckt wird. Wenig Schlaf, Alkoholkonsum und die sogenannte „Flickerstimulation“ (Auslöser wie Stroboskoplicht) erhöhen die Anfallswahrscheinlichkeit. Im weiteren Verlauf der Epilepsie kann es auch zu Grand-mal-Anfällen kommen. |
Aufwach-Grand-mal | Jugendliche (15 bis 17 Jahre) | Bei dieser Form der Epilepsie kommt es innerhalb kurzer Zeit nach dem Aufstehen zu tonisch-klonischen Anfällen. Bei Entspannung kann es ebenfalls zu Anfällen kommen, weshalb diese auch als sogenannte Feierabend-Anfälle bezeichnet werden. Die Anfälle treten eher selten auf und sind mit einer individuellen Medikation typischer Antiepileptika gut in den Griff zu bekommen. |
West-Syndrom (BNS-Epilepsie) | Babys und Kleinkinder (3. bis 12. Lebensmonat) | Diese Form der Epilepsie ist altersgebunden und hängt ursächlich stark mit sehr frühen organischen Hirnschäden oder Auswirkungen anderer Erkrankungen auf das Gehirn zusammen. Die starke Altersgebundenheit ist markant dafür, dass diese Epilepsie eng mit dem Reifungszustand des Gehirns verknüpft ist. Typisch sind die drei unterschiedlichen Anfallsformen Blitz-Nick-Salaam, weshalb die Erkrankung auch als BNS-Epilepsie bezeichnet wird. Blitz-Anfälle sind heftige myoklonische Zuckungen, die den gesamten Körper oder einzelne Körperregionen durchziehen, aber nur für Sekundenbruchteile. Auffällig ist vor allem die Beugehaltung der Beine, während auch generell eher Beuge- als Streckmuster typisch sind. Nick-Anfälle bezeichnen Zuckungen der Muskulatur des Nackens und des Halses, wobei das Kinn zur Brust gebeugt oder der Kopf ruckartig eingezogen wird, was einem Nicken ähnelt. Bei den Salaam-Anfällen bewegen sich Kopf und Rumpf ruckartig nach vorne. Die Arme werden nach oben geworfen und wieder gebeugt, wobei es auch zu einem Zusammenführen der Hände vor der Brust kommen kann. In langsamer Abfolge ähneln diese Bewegungen dem orientalischen Friedensgruß „Salaam“, wonach die Anfälle benannt wurden. Die Anfälle treten häufig nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen auf, können aber auch während des Schlafens einsetzen und zum Aufwachen führen. |
Doose-Syndrom (MAE = Myoklonisch Astatische Epilepsie) | 2 bis 6 Jahre | Hierbei handelt es sich um eine seltene Epilepsie mit myoklonisch-astatischen Anfällen. 2-4 % der Kinder mit Epilepsie sind betroffen und Jungen in etwa doppelt so häufig wie Mädchen.10 Charakteristisch sind myoklonische und myoklonisch-atonische Anfälle. Die Anfälle dauern nur wenige Sekunden, können anfangs aber in sehr hoher Frequenz auftreten. Die atonische Komponente der Anfälle besteht aus einem plötzlichen Verlust der Muskelpannung, wodurch die Patient*innen sofort in sich zusammenfallen. |
Ohtahara-Syndrom | Babys (ab 10 Tagen nach der Geburt bis zum 3. Monat) | Eine äußerst seltene Form der Epilepsie. Sie tritt bei Neugeborenen bereits innerhalb von 10 Tagen bis 3 Monaten nach der Geburt auf. Am typischsten sind tonische Anfälle, die bis zu einer Minute anhalten. Doch auch atypische Absencen, komplex-fokale Anfälle und myoklonische Anfälle können auftreten. Ein häufiges Anzeichen ist die Muskelhypotonie, eine Verringerung der Muskelspannung, wodurch die Säuglinge ihren Kopf nicht dem Alter entsprechend selbst aufrechthalten können. |
Bei Absence-Epilepsien kommt es zu einer plötzlichen Bewusstseinsstörung, so dass die Betroffenen ihre momentane Tätigkeit für die Dauer des Anfalls plötzlich unterbrechen. Es handelt sich hierbei um nicht-motorische generalisierte Anfälle, die als mildere Form einer generalisierten Epilepsie betrachtet werden. Es kommt nämlich nicht zum Verkrampfen oder zum Sturz, sondern zu einem geistigen Aussetzer bei den Betroffenen. Deshalb wurden Absencen früher auch als „Petit mal“ bezeichnet, was man auch als „das kleine Übel“ übersetzen könnte (im Vergleich zum motorischen "Grand mal"-Anfall, dem "großen Übel").
Die Betroffenen starren bei dieser Form eines epileptischen Anfalls oft ins Leere und haben ein ausdrucksloses Gesicht. Die Anfälle können mehrere Sekunden dauern und sich stark gehäuft über den Tag wiederholen.
Absence-Epilepsien gehen, im Gegensatz zu vielen anderen epileptischen Anfällen, meist keine Aura und kein Prodrom voraus. Die Patient*innen können sich an den Anfall nicht erinnern und fahren mit ihrer Tätigkeit nach dem Anfall wieder fort.
Obwohl diese Anzeichen typisch für Absencen sind, werden sie von Laien vielfach nicht als Symptome einer Epilepsie erkannt. Absence-Epilepsien sind eine häufige Form der generalisierten Epilepsien des Kindesalters und werden zunächst meist als Unkonzentriertheit oder Träumerei missinterpretiert.
Sie werden mit antiepileptischen Medikamenten behandelt, wodurch Eltern und Kinder die Anfälle meist gut unter Kontrolle bekommen. Die Prognose ist also günstig. Bis zu 80 % der Betroffenen werden durch eine Therapie anfallsfrei. Es kann zu wenigen Anfällen innerhalb eines Jahres bis hin zu mehreren hundert am Tag kommen. Wie oft epileptische Anfälle dieser Art auftreten, hängt vom individuellen Krankheitsbild ab. Bei Erwachsenen und Jugendlichen sind Absence-Epilepsien zwar bekannt, jedoch treten sie weitaus häufiger im Kindesalter auf. Dabei sind Mädchen deutlich öfter betroffen als Jungen.
Absencen können weiter in Kategorien unterteilt werden:
Typische Absencen:
Atypische Absencen:
Während des Verlusts des Bewusstseins kommt es zu leichten Myoklonien (Rhythmischen Zuckungen). Davon können auch andere Teile des Gesichts, des Halses, der Schultern oder der Arme betroffen sein. Geht die Absence mit Myoklonien des Augenlids einher, spricht man von Lidmyoklonien.
Fortbildungen aus den Bereichen der Neurologie und Neuropädiatrie.
Wie wird Epilepsie richtig behandelt?
Der Einsatz von Antiepileptika zur Epilepsie-Behandlung ist wichtig. Doch auch die Ernährung und die sog. Vagusnerv-Stimulation spielen eine Rolle. Lesen Sie hier mehr darüber.
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Autor: Desitin Arzneimittel GmbH
Wichtiger Hinweis: Wir sind rechtlich dazu verpflichtet, folgende Informationen ausschließlich Ärzt*innen bzw. Menschen mit Gesundheitsberufen zur Verfügung zu stellen. Deshalb sind die Fachartikel rund um Epilepsie ausschließlich mit einem Log-in aufrufbar, z. B. via DocCheck.
Ein einzelner epileptischer Anfall erfordert normalerweise keine medizinische Hilfe und stellt damit auch keinen medizinischen Notfall dar. Es gibt dennoch einige Maßnahmen, die man im Falle eines Falles ergreifen sollte, um dem*der Betroffenen und dem*der behandelnden Ärzt*in zu helfen. Hier haben wir die wichtigsten Punkte für Sie zusammengefasst. Angefangen von einfachen Maßnahmen, bis hin zu Notfallmedikamenten.
Wann ist ein epileptischer Anfall ein Notfall?
Generalisiert tonisch-klonische Anfälle (GTCS) sehen meist schlimm aus, aber wie sinnvoll ist tatsächlich die Verabreichung eines sedierenden Notfallmedikamentes? Auch in diesem Fall gilt, dass der Patient individuell betrachtet werden muss, z. B. ob dieser einen ersten Anfall erlitten hat oder zu Anfallsserien neigt. Prof. Elger geht auch auf die Frage ein, was bei längeren Anfällen von mehr als 5 Minuten Dauer zu tun ist.
Akut symptomatische Anfälle – die ILAE definiert einmalige Anfälle als sogenannte akut symptomatische Anfälle. Sie stehen nicht direkt mit Epilepsie in Verbindung, sondern ähneln den epileptischen Anfällen nur. Die Ursachen sind hier jedoch andere. Sie treten in direktem Zusammenhang mit anderen Erkrankungen, in akuten Krankheitssituationen auf, z. B. als Folge einer Unterzuckerung oder einer Hirnschädigung, sowie auch nach einem Schlaganfall und sind einmalige Ereignisse. Dazu zählen zum Beispiel auch die im Kindesalter häufig auftretenden Fieberkrämpfe.
Abgrenzung epileptischer Anfälle zu anderen Krampfanfällen
Krampfanfall, Fieberkrampf oder Epilepsie – Die Unterschiede Der Ausdruck „epileptischer Anfall" ist eine Sammelbezeichnung für unterschiedlichste Krankheitsbilder; dabei ist nicht jeder einmalige Anfall auch gleichbedeutend […]
1 Forsgren L et al. Incidence and clinical characterisation of unprovoked seizures in adults. A prospective population-based study. Epilepsia 1996;37(3):224-229. doi:10.1111/j.1528-1157.1996.tb00017.x.
2 Sander JW et al. National General Practice Study of Epilepsy: newly diagnosed epileptic seizures in a general population. Lancet 1990;336(8726):1267-1271. doi:10.1016/0140-6736(90)92959-l.
3 Brandt C. Akut-symptomatische epileptische Anfälle: Inzidenz, Prognose und Aspekte der antiepileptischen Behandlung. Aktuelle Neurologie 2012;39(09):480-485.
4 Hacke W. Neurologie. 14. Auflage, Springer Verlag 2016. ISBN: 978-3-662-46891-3.
5 Fröscher W. Die Epilepsien: Grundlagen - Klinik - Behandlung. Schattauer Verlag 2004. ISBN: 978-3-794-52131-9.
6 Neubauer BA, Groß S, Hahn A. Epilepsie im Kindes- und Jugendalter. Dtsch Arztebl 2008;105(17):319-27. doi: 10.3238/arztebl.2008.0319.
7 Schmidt D, Elger CE. Praktische Epilepsiebehandlung. 3. Auflage, Georg Thieme Verlag 2005. ISBN: 978-3-131-16823-8.
8 DocCheck. Lennox-Gastaut-Syndrom. Online verfügbar unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Lennox-Gastaut-Syndrom. Zuletzt abgerufen: April 2021.
9 RRoger J, Dravet C, Bureau M. The Lennox-Gastaut syndrome. Cleve Clin J Med 1989;56 (Suppl Pt 2):172-180.
10Schmidt Dieter. Epilepsie. Diagnostik und Therapie für Klinik und Praxis. Schattauer Verlag 1997; S. 35. ISBN 978-3794517893.
xxx Amboss. Generalisierte Epilepsien im Kindesalter. Online verfügbar unter: https://www.amboss.com/de/wissen/Generalisierte_Epilepsien_im_Kindesalter. Zuletzt abgerufen: April 2021.
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